Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
faul
faul [mittelhochdeutsch vūl, althochdeutsch fūl, eigentlich = stinkend, modrig]:1. durch Einwirkung zersetzender Bakterien [und unter Entwicklung übel riechender Gase] in Gärung, Verwesung geraten, übergegangen [und dadurch verdorben, unbrauchbar]:
faules Fleisch, Obst, Holz, Laub;
ein fauler Zahn;
das Wasser hat einen faulen Geschmack, Geruch;
die Fische, Eier sind, schmecken faul;
der Tümpel riecht faul (riecht nach Fäulnis);
Vom täglichen Aufwaschen waren im ganzen Haus die Bretter der Fußböden faul geworden (Müller, Niederungen 69).
2. (umgangssprachlich abwertend) sehr zweifelhaft, bedenklich; nicht einwandfrei, nicht in Ordnung und daher unbefriedigend:
ein fauler Kompromiss;
faule Witze erzählen;
das ist eine ganz faule Sache;
eine faule (unglaubwürdige) Ausrede;
ein fauler (ungedeckter) Wechsel;
ein fauler (unsicherer) Friede;
sie amüsieren die Zuschauer mit kleinen Showeinlagen und faulen Sprüchen (NZZ 28. 8. 86, 33);
Alle vermuten faule Wechsel und Checks im Hintergrund (Vaterland 27. 3. 85, 23);
Ich hoffe nicht, dass Sie irgendeinen faulen Trumpf im Ärmel haben (Stories 72 [Übers.], 15);
Vergessen wir aber nicht eine andere … Tarnung, faule Geschäfte abzuwickeln (Wiener 11, 1983, 52);
Wenn die Mitarbeiter häufig wechseln, ist mit dem Betriebsklima etwas faul (Richartz, Büroroman 14);
R etwas ist faul im Staate Dänemark (hier stimmt etwas nicht, ist etwas nicht in Ordnung; nach Shakespeare, Hamlet I, 4: something is rotten in the state of Denmark).
3. [schon mittelhochdeutsch, eigentlich = so lange liegen geblieben, bis Fäulnis eintritt] abgeneigt zu arbeiten, sich zu bewegen, sich anzustrengen; nicht gern tätig; bequem, träge:
ein faules Leben führen;
er hat heute seinen faulen Tag (an dem er nichts tut);
er ist zu faul zum Schreiben;
faul herumliegen;
stinkend faul sein (salopp abwertend; eine extreme Faulheit zeigen);
Georg, das faule Schwein, sitzt beim Tisch, raucht und sieht zu (Sobota, Minus-Mann 187);
Das könnte an einem faulen Wochenende sein (Zivildienst 5, 1986, 27);
er war faul im Englischen und handelte sich dort hin und wieder eine Vier ein (Loest, Pistole 44);
nicht faul (ohne zu zögern, schnell reagierend, rasch bei der Hand: sie, nicht faul, beantwortete seine Zudringlichkeit mit einer Ohrfeige).
4. (veraltend) säumig, nachlässig:
ein fauler Schuldner;
Kleinere Betriebe haben zu viele faule Kunden (DM 5, 1966, 56).
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