Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Fall
1Fạll, der; -[e]s, Fälle:1. [mittelhochdeutsch, althochdeutsch val, zu ↑ "fallen"]
a) das ↑ "Fallen" (1 a):
der Fallschirm öffnet sich im Fall, während des Falles;
der freie Fall (Physik; gesetzmäßig beschleunigter Fall eines Körpers, auf den außer der Schwerkraft keine zusätzliche Kraft einwirkt);
b) das ↑ "Fallen", (1 d) Hinfallen; Sturz:
einen schweren Fall tun;
im Fall riss er einen weiteren Läufer mit;
man hörte einen dumpfen Fall (das Geräusch eines Sturzes);
Ü der Fall (Untergang) Trojas;
der Fall (die Öffnung, der Abbau) der Berliner Mauer;
zu Fall kommen (1. gehoben; hinfallen, hinstürzen: sie ist im Dunkeln zu Fall gekommen. 2. gestürzt werden; scheitern: durch einen Skandal zu Fall kommen);
zu Fall bringen (1. gehoben; hinfallen, hinstürzen lassen: eine Baumwurzel hat ihn zu Fall gebracht. 2. scheitern lassen, zunichtemachen; stürzen: ein Gesetz, einen Plan zu Fall bringen; seine Skandale haben ihn schließlich zu Fall gebracht).
2. [von der Vorstellung des Würfelfalls ausgehend, aber beeinflusst von lateinisch casus = Fall (französisch cas)]
a) etwas, womit man rechnen muss:
wenn dieser Fall eintritt;
für den schlimmsten, äußersten Fall;
für diesen Fall habe ich vorgesorgt;
in solchen Fällen gibt es nur eins;
Als Lynn nicht kam, galt unsere Abmachung für alle Fälle (Frisch, Montauk 204);
[nicht] der Fall sein (sich [nicht] so verhalten, [nicht] so sein: gibt es noch Wortmeldungen? Dies ist nicht der Fall, dann fahren wir weiter in der Tagesordnung; Drei Mitglieder, die obendrein sehr unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte haben – wie es hier der Fall ist [Richter, Flüchten 309]);
den Fall setzen (als gegeben annehmen: setzen wir einmal den Fall, er käme zu spät, was dann?);
gesetzt den Fall, dass …; für den Fall, dass …; im Fall[e], dass … (falls, wenn);
auf jeden Fall (ganz bestimmt, unbedingt: sie muss ihm auf jeden Fall helfen);
auf alle Fälle (1. unbedingt, unter allen Umständen, ganz sicher. 2. zur Sicherheit, vorsichtshalber: wir nehmen auf alle Fälle einen Schirm mit);
auf keinen Fall (absolut nicht, unter keinen Umständen);
für den Fall der Fälle (umgangssprachlich; für den schlimmsten, den äußersten Fall);
im Fall der Fälle (umgangssprachlich; im schlimmsten, im äußersten Falle);
K im Fall sein (1. in einer bestimmten Lage sein, sich in einer bestimmten Situation befinden: Meine Gedichte … musste ich immer für die besseren halten. Allein ich merkte bald, dass meine Mitwerber, welche sehr lahme Dinge vorbrachten, in dem gleichen Falle waren und sich nicht weniger dünkten [Goethe, Dichtung u. Wahrheit 1]. 2. imstande sein: so bin ich meiner selbst nicht mächtig, bin im Falle, toll und wild das Äußerste zu wagen [Goethe, Claudine 2]);
K in den Fall kommen (in eine schwierige, peinliche o. ä. Lage, Situation geraten: Man müsste ganz in Gesellschaft schweigen, wenn man nicht manchmal in den Fall kommen sollte: denn nicht allein bedeutende Bemerkungen, sondern die trivialsten Äußerungen können auf eine so missklingende Weise mit dem Interesse der Gegenwärtigen zusammentreffen [Goethe, Wahlverwandtschaften II, 10]);
von Fall zu Fall (jeweils für sich, besonders, in jedem Einzelfall: etwas von Fall zu Fall entscheiden);
b) sich in einer bestimmten Weise darstellende Angelegenheit, Sache, Erscheinung:
ein ungewöhnlicher, hoffnungsloser Fall;
ein typischer Fall von Leichtsinn;
dieser Fall ist kompliziert, macht mir Sorge;
einen Fall aufgreifen, als Beispiel anführen, zur Sprache bringen;
das ist in jedem [einzelnen] Fall wieder anders;
ich komme noch auf den Fall zurück;
er ist ein hoffnungsloser Fall (umgangssprachlich; er ist unverbesserlich, bei ihm ist alle Mühe vergebens);
anders als in vergleichbaren Fällen kommen die entscheidenden Anstöße … von ihm selber (Reich-Ranicki, Th. Mann 30);
R [das ist] ein typischer Fall von denkste (umgangssprachlich; da habe ich mich, hat sich jemand gewaltig geirrt); damit hat sich der Fall (umgangssprachlich; damit ist die Sache erledigt);
klarer Fall! (umgangssprachlich; aber natürlich!, selbstverständlich!: Klarer Fall, die hatten mich drei Tage schmoren lassen [Spiegel 41, 1976, 123]);
jemandes Fall sein (umgangssprachlich; jemandem gefallen, zusagen, entsprechen: er ist nicht gerade mein Fall; Mit Ausdauer Fotos zu betrachten …, das war ganz und gar nicht ihr Fall [Bastian, Brut 63]);
in jedem Fall (unter allen Umständen, was auch immer eintrifft o. Ä.)
3. [von der Vorstellung des Würfelfalls ausgehend, aber beeinflusst von lateinisch casus = Fall (französisch cas)] (Rechtssprache) Gegenstand einer Untersuchung; Verhandlung:
der Fall Robert Krause;
dieser Fall wird die Gerichte noch einige Zeit beschäftigen;
einen Fall untersuchen, aufklären, entscheiden;
Ich habe gehört, dass dein ganzer Fall noch mal aufgerollt werden soll (H. Weber, Einzug 151).
4. [von der Vorstellung des Würfelfalls ausgehend, aber beeinflusst von lateinisch casus = Fall (französisch cas)] (Medizin) das Auftreten, Vorhandensein einer Krankheit bei jemandem:
es traten mehrere Fälle von Pilzvergiftung auf;
sie haben zwei schwere Fälle (schwer kranke Patienten) auf der Station.
5. [für lateinisch casus, ↑ "Kasus"] (Sprachwissenschaft) (bei Substantiven, Adjektiven, Pronomina, Numeralia) grammatische Form, die die Beziehung ausdrückt, in der das betreffende Wort zu anderen Teilen eines Satzes steht; Kasus:
das Substantiv in den 4. F. (Akkusativ) setzen;
nach »wegen« steht der 2. F. (Genitiv).
2Fạll, das; -[e]s, -en [aus dem Niederdeutschen < mittelniederdeutsch val, eigentlich = das Fallen] (Seemannssprache):
Tau zum Aufziehen und Herablassen eines Segels:
Dabei riss einmal das Bremsband der Großfallwinde, sodass wir das Fall bis zum Segelbergen mit der Kurbel festhalten mussten (Skipper 8, 1979, 60).
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