Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Faden
Fa|den, der; -s, Fäden und Faden [mittelhochdeutsch vaden, vadem, althochdeutsch fadum, ursprünglich = so viel Garn, wie man mit ausgespanntem Arm messen kann]:1. langes, sehr dünnes, aus Fasern gedrehtes, aus Kunststoff, Metall u. a. hergestelltes Gebilde:
ein dünner, langer, gezwirnter, seidener Faden;
Fäden aus Gold;
der Faden verwickelt sich, verknotet sich, ist gerissen;
einen Faden spinnen, einfädeln, abschneiden, abreißen;
der Arzt zieht morgen die Fäden;
hast du Nadel und Faden (Nähzeug) bei dir?;
etwas mit Nadel und Faden annähen, mit einem Faden umwickeln;
die Marionetten hängen an Fäden;
einen Knoten in den Faden machen;
Ü der Faden der Unterhaltung riss ab;
wir wollen den Faden nicht weiterspinnen (den Gedanken nicht weiterverfolgen);
… so nehme ich den Faden des Traums wieder auf (Gregor-Dellin, Traumbuch 39);
der rote Faden (der leitende, verbindende Grundgedanke; nach Goethes »Wahlverwandtschaften« [2, 2], wo eine alles verbindende Hauptidee mit dem durchlaufenden roten Faden im Tauwerk der englischen Marine verglichen wird: sich als roter Faden/wie ein roter Faden durch etwas hindurchziehen; den roten Faden in jemandes Schilderung vermissen);
alle Fäden laufen in jemandes Hand zusammen/ jemand hat, hält alle Fäden [fest] in der Hand (jemand überschaut und lenkt alles, übt entscheidenden Einfluss auf alles aus; ursprünglich bezogen auf die Spinn- oder Webearbeit, dann mit Bezug auch auf den Marionettenspieler, der mithilfe der Fäden die Puppen bewegt: Mehrmals wurde nach dem Hausmeister gefragt, der offenbar alle Fäden fest in der Hand hielt [H. Weber, Einzug 381]);
keinen trockenen Faden [mehr] am Leibe haben (umgangssprachlich; völlig durchnässt sein);
die Fäden ziehen ([insgeheim] den entscheidenden Einfluss haben, die eigentliche Macht ausüben; bezogen auf den Marionettenspieler);
den Faden verlieren (beim Sprechen, Reden plötzlich nicht mehr weiterwissen, den gedanklichen Zusammenhang verlieren; eigentlich = den Faden beim Garnwickeln, Spinnen o. Ä. aus der Hand gleiten lassen: Er ist ein Meister der Zwiesprache, doch verliert er den Faden, verwirrt sich, verstummt, sobald mehr als ein Augenpaar auf ihn gerichtet ist [Strauß, Niemand 42]);
keinen guten Faden an jemandem lassen (umgangssprachlich; nur Schlechtes über jemanden sagen, jemanden gründlich schlechtmachen; aus der Weberspr., eigentlich = bei der Prüfung eines Meisterstückes den Faden [= die Gesamtheit der Fäden, aus der der Stoff gewebt ist] nicht gut genug finden);
keinen guten Faden miteinander spinnen (umgangssprachlich; schlecht miteinander auskommen);
an einem [dünnen/seidenen] Faden hängen (sehr gefährdet, bedroht sein; in seinem Fortgang, Ausgang äußerst ungewiss sein: sein Leben hing an einem Faden [B. Vesper, Reise 430]; Der erste Sieg … war hart erkämpft und hing bis zur letzten Sekunde am seidenen Faden [Kicker 6, 1982, 34]).
2. etwas, was die Form eines Fadens (1) hat, einem Faden ähnlich sieht:
ein dünner Faden Blut rann aus seinem Mund;
sie hat schon silberne Fäden im Haar;
die Fäden von den Bohnen abziehen;
der Sirup zieht Fäden;
von den Räucherstäbchen zog sich ein Faden dicken Sandelholzduftes in einer spiralförmigen Bewegung gegen die … Decke (Frischmuth, Herrin 35).
3. (Seemannssprache) Maßeinheit, die etwa 1,80 m entspricht und besonders zur Angabe der Wassertiefe dient:
der Anker liegt sechs Faden tief.
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