Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
brauchen
brau|chen [mittelhochdeutsch brūchen, althochdeutsch brūhhan, ursprünglich = Nahrung aufnehmen, dann: an etwas teilhaben; nutzen, verwenden]:1. a) nötig haben, [für sich] benötigen:
etwas dringend, unbedingt, rasch brauchen;
Ruhe, Trost brauchen;
zum Lesen eine Brille brauchen;
Geld für etwas brauchen;
jemanden, jemandes Hilfe brauchen;
ich brauchte/(besonders umgangssprachlich:) bräuchte eigentlich neue Schuhe;
ich kann dich jetzt nicht brauchen (familiär; ich habe jetzt keine Zeit für dich);
diese Arbeit braucht [ihre] Zeit (lässt sich nicht schnell erledigen);
er hat alles, was man zum Leben braucht;
ich brauche das (umgangssprachlich; ich habe das Bedürfnis danach);
vom Haus daheim in Ernstthal, das ein neues Dach braucht (Loest, Pistole 31);
b) (zur Erledigung von etwas eine bestimmte Zeit) benötigen, aufwenden müssen:
für eine Arbeit Jahre brauchen;
der Zug braucht zwei Stunden bis Stuttgart;
außen auf der anderen Seite … hätte er eine halbe Stunde länger gebraucht bis zur Straßenbahn (Johnson, Mutmaßungen 5);
c) bedürfen:
es braucht nur einen Wink, und er kommt zurück;
es braucht keines Beweises, keiner weiteren Erklärungen;
Ein paar Kammerherren – nicht viele, denn man brauchte ihrer noch am Ende des Zuges (Th. Mann, Hoheit 74);
Lynn wird sein Laster nicht kennenlernen … Es braucht eine Ehe, eine lange, damit es zum Vorschein kommt (Frisch, Montauk 94).
2. gebrauchen, verwenden, benutzen:
etwas häufig, selten, oft brauchen;
das kann ich gut, nicht [mehr] brauchen;
kannst du die Sachen noch brauchen? (hast du noch Verwendung dafür?);
seinen Verstand, seine Ellenbogen brauchen;
er ist zu allem zu brauchen (umgangssprachlich; ist sehr anstellig);
sie war heute zu nichts zu brauchen (umgangssprachlich; war zu keiner Arbeit imstande);
Willst du nicht den Revolver brauchen, mich zu hindern? (Dürrenmatt, Richter 88).
3. (in bestimmter Menge) verbrauchen, aufbrauchen:
das Gerät braucht wenig Strom;
sie haben alles Geld, das gesamte Material gebraucht;
K (landschaftlich auch brauchen + sich:) an einer Kindstaufe braucht man nie Kummer zu haben, dass sich die Sache (= alles, was man an Speisen und Getränken anbietet) nicht brauche (Gotthelf, Spinne 6).
4. müssen:
er braucht heute nicht zu arbeiten/(umgangssprachlich auch ohne »zu«:) braucht heute nicht arbeiten;
du brauchst doch nicht (es ist doch kein Grund vorhanden) gleich zu weinen;
es braucht nicht besonders gesagt zu werden, dass …;
du brauchst es [mir] nur zu sagen;
es braucht nicht sofort zu sein (es hat Zeit);
(umgangssprachlich:) ich brauche heute nicht in die Stadt;
Es (= das Missgeschick) hätte nicht zu sein brauchen (wäre vermeidbar gewesen, hätte nicht passieren müssen; Jens, Mann 46).
5. [entstanden aus der mittelhochdeutschen Bedeutung »(mit jemandem) verkehren«] ↑ "besitzen" (2):
Das Mädchen ist hübsch, und trutz allen Teufeln muss ich sie brauchen (Schiller, Fiesco I, 5).
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