Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Blatt
Blạtt, das; -[e]s, Blätter und (als Mengenangabe:) - [mittelhochdeutsch, althochdeutsch blat, zu ↑ "blühen", eigentlich = Aufgeblühtes]:1. flächiger, meist durch Chlorophyll grün gefärbter Teil höherer Pflanzen, der bei jeder Pflanzenart verschieden gebildet ist und der Assimilation, Atmung und Wasserverdunstung dient:
grüne, welke, gefiederte Blätter;
die Blätter sprießen, rauschen, fallen;
die Pflanze treibt neue Blätter;
kein Blatt vor den Mund nehmen (offen seine Meinung sagen; nach einer alten Theatersitte, der zufolge sich die Schauspieler Blätter als Masken vors Gesicht hielten, um für ihre Äußerungen später nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden).
2. a) gleichmäßig, meist rechteckig zugeschnittenes Stück Papier (Abk.: Bl.):
ein leeres, weißes, zusammengefaltetes Blatt;
lose, fliegende Blätter (zusammengehörende, meist gleich große Blätter, die nicht zusammengeheftet sind);
ein Blatt Papier;
100 Blatt feines Schreibmaschinenpapier;
ein Blatt falten, knicken, vollschreiben;
Blatt für Blatt/Blatt um Blatt (ein Blatt nach dem anderen);
In der Landesgeschäftsstelle seien 26 B. Unterlagen beschlagnahmt worden (MM 14. 3. 83, 14);
[noch] ein unbeschriebenes Blatt sein (umgangssprachlich: 1. [noch] unbekannt sein. 2. [noch] unerfahren, ohne Kenntnisse sein);
b) Buch-, Heftseite:
ein Blatt aus dem Buch, dem Heft herausreißen;
vom Blatt spielen, singen (einen Notentext spielen bzw. singen, ohne ihn vorher zu kennen);
Ü das ist ein neues Blatt (ein neuer Abschnitt) im Buch der Geschichte;
Sie reißt das alte Blatt ab von dem einen Kalender (Richartz, Büroroman 17);
auf einem anderen Blatt stehen (1. nicht in diesen Zusammenhang gehören, passen: Dass es eine Zeit gegeben hat, in der sich die Brüder nicht grün waren, steht auf einem anderen Blatt [Wilhelm, Unter 93]. 2. sehr zweifelhaft, sehr die Frage sein: ob man ihnen glaubt, steht auf einem anderen Blatt);
c) Kunstblatt:
grafische, farbige Blätter;
Jetzt fing de Bruyn an, das Bild zu kennen, es war ein Blatt aus der Holzschnittapokalypse (Gaiser, Jagd 86);
d) schriftliche Mitteilung, Brief:
Du rätst nicht, wen uns dieses Blatt anzumelden kommt (Goethe, Wanderjahre II, 3).
3. Zeitung:
ein unabhängiges, überregionales Blatt;
das ist ein mieses Blättchen (eine schlechte [Lokal]zeitung);
das Blatt berichtet, meldet, dass alle gerettet wurden;
ein Blatt halten, lesen;
Die großen Blätter unserer Stadt ließen sich nur zu einer summarischen Notiz herab (Erné, Fahrgäste 313).
4. a) Spielkarte:
ein Blatt spielen;
wenn vier Herren … ihre bekennenden oder stechenden Blätter auf die Saiten (= eines Flügels) fallen ließen (Kaschnitz, Wohin 119);
das Blatt hat sich gewendet (umgangssprachlich; die Situation hat sich verändert; ursprünglich vom Kartenblatt beim Kartenspiel);
b) Gesamtheit der an eine[n] Spielende[n] ausgeteilten Karten:
ein gutes Blatt (eine günstige Zusammenstellung der Karten) [auf der Hand] haben;
c) ↑ "Kartenspiel" (2).
5. flächiger Teil eines Werkzeugs oder Geräts:
das Blatt der Säge, Axt, des Ruders.
6. (Jägersprache)
a) Körperbezirk um die Schulter des Schalenwildes:
ins Blatt treffen;
b) Instrument zum Blatten.
7. (Fleischerei) Schulterstück vom Rind.
8.jemandem schießt das Blatt (jemand versteht, durchschaut plötzlich etwas; Blatt steht hier wohl kurz für Herzblatt = Zwerchfell; die Wendung konnte auch »jemand gerät in Aufregung« bedeuten: Nun schießt, da ich Glock eilf das Pärchen hier begegne, … das Blatt mir [Kleist, Krug 7]).
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