Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
berufen
1be|ru|fen [mittelhochdeutsch beruofen = zusammenrufen; proklamieren; beschreien]:1. a) jemanden in ein [hohes] Amt einsetzen:
jemanden auf einen Lehrstuhl, zum Vorsitzenden berufen;
sie wurde als ordentliche Professorin für Alte Geschichte an die Universität Bonn berufen;
Guilleaume … wurde auf Delattres verlassenen Posten in die Präfektur berufen (Maass, Gouffé 339);
b) (veraltet) zusammenrufen, einberufen:
Zu derselben Stunde … berief Justinian den letzten Kronrat, um noch einmal die Meinung seiner Generäle und Minister zu hören (Thieß, Reich 542);
c) ↑ "rufen" (5):
Damit ich … das Haus nicht verfehlte, berief ich einen Lohnbediensteten (Goethe, Italien. Reise 12. 3. 1787, abends [Neapel]).
2. sich (zur Rechtfertigung, zum Beweis) auf jemanden, etwas beziehen:
sich auf das Gesetz, auf Vertragsbedingungen berufen;
ich berufe mich auf dich als Zeugen.
3. (österreichische Rechtssprache) Berufung einlegen:
Das Gericht … verdonnerte ihn zur Zahlung von 375 000 Schilling und zum Ersatz der Prozesskosten. Abedi berief gegen das Urteil (Wiener 10, 1983, 53).
4. zu viel [im Voraus] über etwas reden, sodass es (nach abergläubischer Vorstellung) misslingt oder nicht in Erfüllung geht; beschreien (meist verneint):
ich will es nicht berufen, aber bisher hat die Sache immer geklappt.
5. (landschaftlich, besonders norddeutsch) zurechtweisen, zur Ordnung rufen:
wie sie die Kinder beruft, wenn sie mit dem Eislöffel herumfuchteln (Nossack, Begegnung 432).
2be|ru|fen :
besonders befähigt, begabt, geeignet (und daher vorbestimmt, prädestiniert für etwas):
ein berufener Kritiker;
aus berufenem Mund[e] (aus sicherer Quelle, von kompetenter Seite) etwas erfahren;
zu großen Taten berufen sein;
du fühlst dich berufen zu helfen;
Sie sind dazu berufen, die Nahziele der Partei zu verwirklichen (Fraenkel, Staat 97);
R viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt (nach Matthäus 20, 16).
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