Bahn
Bahn, die; -, -en:1. [mittelhochdeutsch ban(e), vielleicht verwandt mit gotisch banja = Schlag, Wunde, eigentlich = Schneise, Durchhau im Walde] Weg, den sich jemand, etwas (durch unwegsames Gelände o. Ä.) bahnt:
jemandem, sich eine Bahn durch das Dickicht, den Schnee schaffen;
sich eine Bahn schlagen;
das Wasser hat sich eine Bahn gebrochen, eine neue Bahn gesucht;
Ein Funkwagen mit Blaulicht und akustischem Warnsignal jagte dem Shiguli voraus und sorgte für freie Bahn (Bastian, Brut 167);
R freie Bahn dem Tüchtigen!;
☆ sich Bahn brechen (sich durchsetzen);
einer Sache Bahn brechen (einer Sache zum Durchbruch verhelfen);
jemandem, einer Sache die Bahn ebnen (gehoben; ↑ "Weg" [1]);
freie Bahn haben (alle Schwierigkeiten beseitigt haben);
auf die schiefe Bahn geraten/kommen (auf Abwege geraten, ↑ "herunterkommen" [2 a]: Damals habe ich nicht im Entferntesten daran gedacht, dass Christiane auf die schiefe Bahn geraten könnte [Christiane, Zoo 59]; Jette war auf die schiefe Bahn gekommen [Ossowski, Liebe ist 278]);
jemanden aus der Bahn bringen, werfen, schleudern (jemanden von seiner bisherigen Lebensweise, seinen [Berufs]zielen u. Ä. abbringen, ihn aus dem seelischen Gleichgewicht bringen: sein Entschluss, ihr Verhältnis nicht vor einem Standesbeamten zu legalisieren, warf sie nicht aus der Bahn [Weber, Tote 217]; K Hier will ich enden … Meine Bahn ist aus [Schiller, Fiesco V, 4]);
sich auf die Bahn machen (aufbrechen, sich auf den Weg machen: Jetzt machte er sich auf die Bahn und lenkte seine Schritte zuvörderst hinter das Kloster [Mörike, Hutzelmännlein 145]).
2. [mittelhochdeutsch ban(e), vielleicht verwandt mit gotisch banja = Schlag, Wunde, eigentlich = Schneise, Durchhau im Walde] Strecke, die ein Körper in einer vorgeschriebenen Richtung durchmisst; Linie, die ein Körper im Raum durchläuft:
die Bahn des Satelliten berechnen;
eine kreisförmige Bahn beschreiben;
der Mond zieht seine Bahn, steht am Anfang seiner Bahn;
Ü sein Leben verläuft in geregelten Bahnen;
das Verhalten der Wettbewerber in den Bahnen des Anstands, der Redlichkeit und der guten kaufmännischen Sitten zu halten (NJW 19, 1984, 1 121);
Als ihr Mann nicht antwortete, glitten ihre Gedanken in die vorigen Bahnen zurück (Loest, Pistole 154);
☆ etwas in die richtige Bahn lenken (dafür sorgen, dass eine Sache sich erwartungsgemäß entwickelt).
3. [vgl. mittelhochdeutsch ban(e) = Turnierplatz]
a) in einer bestimmten Breite und Länge abgesteckte oder abgeteilte Strecke für sportliche Wettkämpfe, Rennstrecke:
die Bahn besteht aus Tartan;
die Bahn ist sehr schnell (man kann auf ihr schnelle Zeiten laufen);
die deutsche Staffel schwimmt auf Bahn 6;
der Bob des Europameisters wurde aus der Bahn getragen, kam von der Bahn ab;
b) Kegel-, Bowlingbahn:
eine Anlage mit zwölf Bahnen;
c) abgeteilte Spur, Fahrbahn:
die Straße auf vier Bahnen erweitern.
4. breiter Streifen, zugeschnittenes Teilstück o. Ä. aus einem bestimmten Material:
die Bahnen eines Rockes;
die einzelnen Bahnen eines Rockes, der Tapete;
Aus den Fenstern hingen geraffte Bahnen grauer Wäsche (Fest, Im Gegenlicht 108);
Wenn das Papier schlecht ist, ein Fehler in der Bahn zum Beispiel, reißt es schneller (Brot und Salz 360).
5. (Handwerk) glatter, flächiger Teil eines Werkzeugs, der der unmittelbaren Berührung mit etwas und der Einwirkung von etwas ausgesetzt ist:
die Bahn eines Hammers, des Ambosses.
6. a) Kurzform von ↑ "Eisenbahn" (a):
ich setzte mich kurzerhand auf die Bahn (umgangssprachlich; stieg in einen Zug) und fuhr nach Köln;
Gepäck per Bahn schicken;
mit der Bahn fahren, reisen;
b) Kurzform von ↑ "Straßenbahn", ↑ "U-Bahn", ↑ "S-Bahn":
die Bahn war überfüllt;
die Bahn verpassen;
ich nehme die nächste Bahn;
Robert ging über die Straße zur Haltestelle und stieg in die Bahn (Brasch, Söhne 11).
7. a) Bahnhof:
jemanden von der Bahn abholen, zur Bahn bringen, begleiten;
b) (umgangssprachlich) Verwaltung einer Eisenbahn, die Eisenbahn als Institution (Deutsche Bahn AG):
die Bahn hat die Fahrpreise erhöht, ist teurer geworden;
bei der Bahn arbeiten.