Anschlag
Ạn|schlag, der; -[e]s, Anschläge:1. Bekanntmachung, die am Schwarzen Brett, an einer Mauer, Litfaßsäule o. Ä. angeschlagen ist:
die Anschläge der gegnerischen Partei wurden heruntergerissen;
am Schwarzen Brett hängt ein neuer Anschlag;
einen Anschlag machen;
etwas durch Anschlag bekannt machen;
… war an der Tafel …, wo immer die obrigkeitlichen Anschläge hingen, ein Aufruf angebracht (Kühn, Zeit 12);
Ich stand vor einer Plakatsäule, ich las die Anschläge ein Dutzend Mal (Chr. Wolf, Nachdenken 111).
2. gewalttätiger, auf Vernichtung, Zerstörung zielender Angriff:
ein verbrecherischer, gemeiner Anschlag;
der Anschlag ist missglückt;
einen Anschlag auf das Staatsoberhaupt, auf jemandes Leben planen, verüben;
einen Anschlag verhindern;
die Terrorgruppe bekannte sich zu dem Anschlag;
Ü einen Anschlag auf jemanden vorhaben (umgangssprachlich; jemanden um etwas bitten wollen).
3. das ↑ {{link}}Anschlagen{{/link}} (2 a):
den gleichmäßigen Anschlag der Wellen an die Schiffswand hören;
dieser Schlag wird von Schnee gedämpft, er ist wattig, wollig, den Anschlag hört man kaum (Hildesheimer, Tynset 260).
4.
a) Art des ↑ {{link}}Anschlagens{{/link}} (5 b):
einen weichen, schönen Anschlag haben;
er spielt mit zu hartem Anschlag;
der karge Anschlag, die … Motorik der so genannten sachlichen Pianistenschule (Hildesheimer, Legenden 72);
b) Art, in der sich etwas ↑ "anschlagen" (5 a) lässt:
diese Maschine hat einen ganz leichten Anschlag.
5.
a) das einzelne ↑ {{link}}Anschlagen{{/link}} (5 a), Niederdrücken einer Taste (auf der ↑ "Tastatur" [b, c]):
sie schreibt 300 Anschläge in der Minute;
b) Maß für ein Zeichen oder einen Zwischenraum im Text:
die Zeilenlänge auf 50 Anschläge einstellen.
6. a) (Schwimmen) das ↑ {{link}}Anschlagen{{/link}} (3 a);
b) (beim Versteckspiel) verabredete Stelle, an die man mit der Hand schlägt zum Zeichen, dass man einen andern gesehen hat:
er ist ganz schnell zum Anschlag gelaufen;
c) (beim Versteckspiel) das (von dem Ausruf »Anschlag für …« begleitete) ↑ {{link}}Anschlagen{{/link}} (3 b) mit der Hand an der verabredeten Stelle:
Anschlag für Emil!;
Anschlag für mich!
7. (Militär, Jagdwesen) schussbereite Stellung:
Anschlag liegend, kniend, stehend freihändig;
ein Posten mit dem Karabiner im Anschlag;
die Gewehre gehen in Anschlag.
8. (Kaufmannssprache) Kostenvoranschlag:
der Anschlag beläuft sich auf dreitausend Euro;
etwas in Anschlag bringen (Papierdeutsch; mit berechnen, einbeziehen, berücksichtigen);
die geleisteten Vorarbeiten bei der Berechnung in Anschlag bringen;
Ü Bekenntnisse, bei denen immerhin in Anschlag zu bringen ist, dass ich sie freiwillig ablege (Th. Mann, Krull 140).
9. Stelle, bis zu der sich etwas bewegen oder drehen lässt:
Der Lautstärkeknopf ist bis zum Anschlag aufgedreht (Spiegel 40, 1983, 119);
Ich zog den Gashebel bis gegen den Anschlag (Brasch, Söhne 34).
10. (Bergbau) Füllort.
11. (Handarbeiten) erste Maschenreihe beim Häkeln und Stricken:
für den Anschlag rechnet man 30 Luftmaschen;
80 Maschen Anschlag, dann jede zweite Reihe 2 Maschen zunehmen.
12. (Sport, Radball, Radpolo) Schlag, mit dem der Ball ins Spiel gebracht wird.
13. (selten) kurzes, warnendes Bellen:
der Anschlag des Hundes schreckte ihn auf.
14. (Angeln) Drehbewegung mit Hand oder Arm, durch die nach dem Anbiss der Angelhaken fest in das Maul des Fisches getrieben werden soll:
der Anschlag glückt nur, wenn er unmittelbar auf den Biss erfolgt;
die Forelle saß beim Anschlag sofort fest.
15. a) ↑ "Antrag" (2):
Eben jetzt liegt der Anschlag im Kabinett, dass … Lady Milford zum Schein den Abschied erhalten … soll (Schiller, Kabale I, 5);
b) ↑ "Vorschlag" (1):
Es ist nichts unmöglich, gib mir einen Anschlag (mach mir einen Vorschlag; Goethe, Egmont V);
c) Vorhaben, Plan:
Eure großen Anschläge könnten darüber zugrunde gehen (Goethe, Götz III);
die lange Mutter voll bitterer Worte und nutzloser Anschläge (Keller, Das Sinngedicht 70).