Duden - Das Stilwörterbuch
ziehen
1. durch Zugkraft fortbewegen: einen Handwagen, eine Kutsche ziehen; Pferde haben den Heuwagen gezogen; der Schlitten wurde von Hunden gezogen;Ü hoffentlich wird das nichts Böses nach sich ziehen (keine üblen Folgen haben).
2.
a) durch Ziehen bewegen: den Stuhl an den Tisch ziehen; das Boot an Land ziehen; den Verunglückten aus dem Auto ziehen; die Mutter zog das Kind an sich, an ihre Brust; jmdn. auf die Seite ziehen; die Tür leise ins Schloss ziehen; sie zogen ihn mit Gewalt ins Auto; er zog sie neben sich aufs Sofa;
Ü der Fürst zog viele Künstler an seinen Hof;
b) energisch steuern: er zog den Wagen in letzter Sekunde in die Kurve, scharf nach links; der Pilot hat die Maschine wieder nach oben gezogen.
3. zupfen, zerren:
a) heftig, fest, ungeduldig an der Klingelschnur ziehen; der Hund zieht an der Leine; der Hund zieht (drängt vorwärts);
b) jmdn. an den Ohren ziehen; er hat ihn am Ärmel gezogen.
4.
a) durch Ziehen in Tätigkeit setzen: die Klingel, die Notbremse ziehen; die Orgelregister ziehen;
b) herausziehen und entnehmen: Süßigkeiten, Blumen, Tickets, eine Schachtel Zigaretten am Automaten/aus dem Automaten ziehen.
5.
a) in eine bestimmte Richtung, Lage, o. Ä. bringen: Perlen auf eine Schnur ziehen; er hat die Knie bis unters Kinn gezogen; einen Faden durch das Nadelöhr ziehen; die Mütze ins Gesicht ziehen; die Schultern in die Höhe ziehen; der Sog zog sie in die Tiefe; er wurde in den Strudel gezogen; sie zog eine Schürze über das Kleid, eine Bluse unter den Pullover; eine Schutzbrille über die Augen ziehen; eine Decke fest um sich ziehen; die Gardine vors Fenster ziehen; die Last zog ihn zu Boden;
Ü jmdn. ins Gespräch ziehen (jmdn. an einem Gespräch beteiligen); jmdn. ins Vertrauen ziehen (jmdm. etw. anvertrauen); jmdn. ins Verderben ziehen; er hat die Sache ins Lächerliche gezogen; es zog ihn in die Ferne, zu ihr;
b) (EDV ) (mit der Maus) befördern: den Mauszeiger, den markierten Text auf eine neue Position ziehen; markierte Daten an die gewünschte Stelle im Zieldokument ziehen; sich Dateien [aus dem Internet] auf die Festplatte ziehen;
c) eine Spielfigur rücken: einen Stein, den Springer [auf ein anderes Feld] ziehen; du musst ziehen;
d) durch Weg-, Herausziehen entfernen: einen Nagel aus dem Brett, den Korken aus der Flasche ziehen; den Ring vom Finger, den Stiefel vom Fuß ziehen; den Hut [zum Gruß] ziehen (leicht anheben, lüften); einen Zahn, die Wurzel ziehen; er hat ihm den Splitter aus dem Fuß gezogen; gestern wurden ihm die Fäden gezogen;
Ü Banknoten aus dem Verkehr ziehen.
6.
a) heraus-, hervorziehen: die Brieftasche ziehen; die Pistole, den Degen ziehen; blitzschnell hatte er das Messer aus der Tasche gezogen; jmdn. mit gezogener Waffe bedrohen;
b) auswählen und herausholen: ein Los ziehen; sie hat einen Gewinn, eine Niete gezogen.
7. den Wohnsitz wechseln: sie sind an einen anderen Ort, aufs Land, in die Stadt, nach Berlin, zu den Eltern gezogen.
8. lenken: alle Blicke, die Aufmerksamkeit, jmds. Unwillen, jmds. Unmut, jmds. Zorn auf sich ziehen.
9. herausziehen, gewinnen: die Pflanzen ziehen die Nahrung aus dem Boden, aus der Nährlösung; Öl aus bestimmten Pflanzen ziehen;
Ü er zieht viel Geld, großen Gewinn aus dem Geschäft; eine Lehre, einen Vorteil, einen Nutzen aus etw. ziehen; aus seinem Verhalten kann man den Schluss ziehen (schließen), dass ...
10.
a) durch Ziehen, Dehnen herstellen: Draht, Röhren ziehen; Kerzen werden gezogen;
Ü der Leim zieht Fäden; bei der Hitze zog (bildete) das Pflaster Blasen;
b) durch Ziehen, Dehnen länger machen, in eine andere Form bringen: die Bettlaken [in Form] ziehen; Kaugummi lässt sich gut ziehen;
Ü du darfst die Töne nicht so sehr ziehen.
11.
a) ausführen, beschreiben: einen Strich, einen Kreis, eine Linie [mit dem Lineal], eine Parallele ziehen; mit dem Flugzeug eine Schleife ziehen; sie zog sich einen Scheitel;
b) herstellen, errichten: einen Graben, eine Mauer, eine Grenze ziehen; sie haben Zäune um die Parks gezogen; der Pflug zieht Furchen in das Erdreich;
c) spannen: Drähte, Leitungen ziehen; zur Absperrung wurde eine Leine gezogen; Saiten auf eine Geige ziehen; das Bild auf Pappe ziehen.
12. a) eine bestimmte Miene machen: ein Gesicht, eine Fratze, eine Grimasse ziehen;
b) durch Mienenspiel in eine bestimmte Richtung bewegen: den Mund in die Breite, die Stirn in Falten ziehen; er hat die Mundwinkel nach unten, die Augenbrauen nach oben gezogen.
13. verlaufen, erstrecken: die Grenze zieht sich quer durch das Land; ein Stacheldrahtzaun zog sich rund um das Gelände; der Gebirgszug zieht sich westwärts; der Weg zieht sich bis zur Küste; eine rote Narbe zog sich über sein ganzes Gesicht; der Weg zieht sich aber (ugs. ; ist ziemlich lang);
Ü der Schmerz zog [sich] bis in die Fingerspitzen, durch den ganzen Körper; ein ziehender Schmerz; SUBST.: sie verspürte ein leichtes, starkes Ziehen im Bein.
14. sich stetig fortbewegen: heimwärts, von dannen ziehen; in die Welt, in die Ferne, durch die Lande, in den Krieg, in den Kampf ziehen; Demonstranten zogen durch die Straßen, zum Rathaus; die Schwalben sind nach Süden gezogen; die Lachse sind flussaufwärts, zu ihren Laichplätzen gezogen; der Nebel zieht über die Wiesen; der Qualm zieht durchs ganze Haus, ins Zimmer; die Feuchtigkeit ist in die Wände gezogen (eingedrungen); der Nebel zieht; lass ihn ziehen! (ugs. ; lass ihn seiner Wege gehen!);
Ü die verschiedensten Gedanken zogen durch ihren/ihr durch den Kopf.
15. es verlangt jmdn. nach jmdm. , etw.: es hat ihn heim, in die Ferne, nach Hause gezogen; es zog mich nicht zu diesen Leuten.
16. im heißen Wasser liegen: die Klöße sollen nicht kochen, sondern nur ziehen; den Tee drei Minuten ziehen lassen.
17. saugen: an der Zigarette, an der Zigarre ziehen; sie hat an meinem Strohhalm gezogen.
18. einatmend aufnehmen: den Duft, die frische Luft durch die Nase ziehen; er hat den Rauch tief in die Lunge gezogen.
19. als Luftzug in Erscheinung treten: wenn die Tür offen steht, zieht es; es zieht an die Beine, vom Fenster her; es zieht mir [an den Beinen].
20. Luftzug haben: der Kamin, der Ofen, der Schornstein zieht [gut, schlecht]; die Pfeife zieht nicht mehr.
21. (ugs. ) die gewünschte Wirkung haben: dieser Buchtitel, diese Reklame zieht enorm; diese Masche zieht immer noch; das Angebot zog nicht bei ihm; seine Tricks, seine Ausreden haben in letzter Zeit nicht mehr gezogen.
22. aufziehen, züchten: Blumen, Pflanzen [aus Samen, aus Stecklingen] ziehen; er zieht Rosen in seinem Garten; sie haben früher Schweine, Gänse gezogen.
23. erziehen: sie haben ihre Kinder gut, schlecht gezogen; den Jungen werde ich mir noch ziehen (ugs. ; so erziehen, dass er meinen Vorstellungen entspricht).
24. (ugs. ) jmdm. mit etw. irgendwohin schlagen: er zog ihm in seiner Wut eine Flasche über den Kopf, eine Latte über den Rücken.
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