Duden - Das Stilwörterbuch
sein
1 1. a) sich in einem bestimmten Zustand befinden; eine bestimmte Eigenschaft haben: sie war sehr freundlich; du bist wohl nicht gescheit?; er ist wieder gesund; müde, lustig sein; wie alt bist du?; ich bin 15 [Jahre alt]; er ist in Gefahr, ohne Schuld, noch am Leben; wie ist der Wein?; die Rose ist schön; die Geschichte ist sehr merkwürdig; das ist unerhört!; gern für sich (allein) sein; nicht bei sich (ohnmächtig) sein; das kann doch nicht wahr sein!; das wird [wohl] so sein; hier ist es kalt, dunkel; es war (herrschte) Krieg, Hochwasser, dichter Nebel; es ist besser so; es ist (verhält sich) nicht so, wie du meinst;b) jmd. fühlt sich in einer bestimmten Weise: mir ist [es] übel, schlecht, kalt; ist dir wieder besser?
2.
a) jmdm. gehören: das ist mein Mantel, Auto, PC; ist der Schlüssel deiner?; das ist meiner; wessen Handtasche ist das?; wem ist die Handtasche, das Kind?; die Tasche ist mir;
Ü ich bin dein (geh. veraltend; bin dir in Liebe verbunden);
b) /drückt eine Identität, Zuordnung aus/: er ist Bäcker; sie ist [eine] Künstlerin, durch und durch Berlinerin; er ist ein Engel, ein mieser Schuft; die Katze ist ein Haustier; das ist eine Frechheit!; wir sind Kollegen; sie ist die Freundin meines Bruders; es war ein herrlicher Abend; und das wars dann (ugs. ; und damit ist es vorbei);
R das wärs (das ist alles);
c) ergeben: drei mal sieben ist, (ugs. :) sind einundzwanzig.
3.
a) sich befinden; sich begeben haben: in der Stadt, im Büro, zu Hause sein; sie ist zurzeit in Hamburg, in Urlaub, in/zur Kur, unterwegs, [nicht] hier; das Geld ist an seinem Platz, auf der Bank, auf seinem Konto; wo bist du?; das Bier ist im Kühlschrank; seine Wohnung ist (liegt) im dritten Stock; sie waren essen (waren essen gegangen); sie ist bei der Arbeit;
b) stammen: er ist aus guter Familie, aus Österreich, aus Berlin; die Bilder sind aus der Mannheimer Kunsthalle; das Paket ist von zu Hause, von Mutter; die Milch ist von heute;
c) /gibt eine bestimmte Zeit an/: es ist sieben [Uhr], 19 Uhr; es war Abend, schon spät, noch früh am Morgen; es war Winter; es war im Frühling, [im Jahre] 1991; in sechs Wochen ist schon wieder Weihnachten.
4.
a) geschehen: das darf, soll, muss nicht sein!; muss das sein?; es braucht ja nicht sofort zu sein; das kann doch nicht sein! (das ist doch nicht möglich!); wenn etwas ist (ugs. ; wenn sich etwas Wichtiges ereignet), ruf mich an!; so seis denn! (es möge, soll, kann so geschehen!); seis drum (es macht nichts);
R was sein muss, muss sein (es ist unvermeidbar);
b) sich ereignen: das letzte große Erdbeben war dort im Sommer 1964; die Kapitulation war Anfang Mai 1945; die meisten Unfälle sind nachts, bei Nebel, im Winter, auf der Landstraße; es war im Sommer letzten Jahres, damals in Berlin;
c) stattfinden: die Premiere ist heute Abend, übermorgen, am 4. Mai, in der Stadthalle; das Konzert war abends im Freien.
5. bestehen; existieren: er ist (lebt) nicht mehr; die DDR ist nicht mehr; alles, was war, ist und sein wird; ist irgend[et]was? (ugs. ; gibt es etwas Besonderes, einen Grund zur Beunruhigung?); sind (gibt es) noch Fragen?; das war einmal (das ist längst vorbei); /Märchenanfang/: es war einmal ein König ...; wenn er nicht gewesen wäre, wäre alles anders gekommen; unsere Freundschaft ist gewesen (besteht nicht mehr); ADJ. oder SUBST. PART.: Karl Hansen, ein gewesener (ehemaliger) Kapitän; Gewesenem (Vergangenem) soll man nicht nachtrauern; SUBST.: das menschliche Sein; der Ursprung allen Seins;
R was nicht ist, kann noch werden.
6. zu>
a) können verbundenen Passiv> sie ist durch niemanden zu ersetzen (kann durch niemanden ersetzt werden); das ist nicht mit Geld zu bezahlen; der Schmerz ist kaum zu ertragen; die Arbeit war ohne Weiteres zu schaffen;
b) müssen verbundenen Passiv> fehlerhafte Exemplare sind zu entfernen (müssen entfernt werden); am Eingang ist der Ausweis unaufgefordert vorzuzeigen.
nicht sein (ugs. ; nicht erlaubt, möglich o. Ä. sein; nicht geduldet werden): Rauchen ist [bei mir] nicht
sei es, wie es wolle; wie dem auch sei (gleichgültig, ob es sich so verhält)
dem ist [nicht] so (die Sache verhält sich [nicht] so)
jmdm. ist, als [ob] ... (jmd. hat das [unbestimmte] Gefühl, den Eindruck, als [ob] ...): mir ist, als hätte ich ein Geräusch gehört
es sein (es getan haben; der Schuldige sein): sie war es; nachher will es keiner gewesen sein
nichts sein (ugs. ; im Leben nichts erreicht haben)
mit etw. ist es nichts (ugs. ; etw. läuft nicht so ab, findet nicht so statt, wie es geplant, beabsichtigt war): wenn du krank bist, dann ist es wohl heute nichts mit unserem Ausflug
wer sein (ugs. ; es zu etw. gebracht haben; Ansehen genießen)
mit jmdm. ist etw. (ugs. ; jmdm. fehlt etw.)
es ist an jmdm. , etw. zu tun (jmd. muss etw. tun): es ist an ihm, sich zu entschuldigen
jmdm. ist [nicht] nach etw. (ugs. ; jmd. hat [keine] Lust auf, zu etw.): mir ist heute nicht nach Feiern
nicht so sein (ugs. ; sich großzügig, nachsichtig zeigen): eigentlich solltest du nichts erhalten, aber ich will mal nicht so sein
es sei denn, [dass] ... (ausgenommen, außer wenn ...): ich bin um acht da, es sei denn, dass etwas dazwischenkommt
sei es ... sei es ...; sei es ... oder ... (entweder ... oder ...; ob ... oder [ob] ...): das Prinzip ist das gleiche, sei es in der Luft, sei es im Wasser; einer muss es tun, sei es Herr Müller oder [sei es] Frau Maier
 
2 :
1. /dient der Perfektumschreibung/: der Zug ist eingetroffen; er ist gestorben; wir sind [über den See] gerudert; sie ist in Urlaub gefahren; sie ist mal eben raus, gerade in den Supermarkt (ugs. ; mit Ellipse eines Verbs der Bewegung).
2. /dient der Bildung des Zustandspassivs/: das Fenster ist geöffnet; damit waren wir gerettet.
 
3 a) [zu] ihm gehörend; von ihm ausgehend o. Ä. : sein Vater; der Hut seines Vaters (standardspr. nicht korrekt: seinem Vater sein Hut); einer seiner Freunde/von seinen Freunden; seiner Meinung nach; sie geht in seine Klasse (in die Klasse, die auch er besucht); der Graben ist seine (ugs. ; ist gut und gerne) drei Meter breit; alles zu seiner (zur passenden) Zeit; /in Titeln/: Seine Exzellenz, Hoheit, Majestät; das ist nicht mein Buch, sondern seins/(geh. :) seines;
b) (geh. ) SUBST.: es war nicht mein Wunsch, sondern der seine; er feiert Weihnachten bei den Seinen/seinen (seinen Angehörigen); sie wurde die Seine/seine (geh. ; seine Frau);
R jedem das Seine/seine (jeder soll haben, was ihm zusteht); den Seinen/seinen gibts der Herr im Schlaf (manche Leute haben so viel Glück, dass sie ohne Anstrengung viel erreichen);
c) bei ihm zur Gewohnheit, Regel geworden; von ihm gewöhnlich benutzt: er hat wieder seine Tropfen vergessen, seinen Bus verpasst.
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