Duden - Das Stilwörterbuch
sehen
1.a) <[irgendwie] sehen> mit dem Auge wahrnehmen: gut, schlecht, scharf, weit sehen; sie kann ohne Brille nicht mehr gut sehen; er kann wieder sehen (ist nicht mehr blind); sie sieht nur noch auf/mit einem Auge; /Ausruf der Überraschung/: sehe ich recht?;
b) durch Sehen in einen bestimmten Zustand kommen: sich müde sehen.
2. blicken: auf den Bildschirm, auf die Uhr, aus dem Fenster, in die Sonne sehen; in den Spiegel sehen (sich im Spiegel betrachten); nach links, rechts, oben, unten, vorn, hinten sehen; zu Boden sehen; durch das Fernglas sehen; /Verweise in einem Text/: siehe Seite 115, siehe oben, siehe unten; morgens kann er kaum aus den Augen sehen (kann er vor Müdigkeit kaum die Augen offen halten); /Ausrufe des überraschten Erkennens/: sieh da!, und siehe da!, (ugs. scherzh. :) sieh mal [einer] guck!; jmdm. [tief] in die Augen sehen; sie versuchte, beim Skat ihrem Nachbarn in die Karten zu sehen;
Ü alles sah auf den kommenden Präsidenten (richtete sein Interesse, seine Erwartungen auf ihn); gelassen, sorgenvoll in die Zukunft sehen (an die Zukunft denken); man kann niemandem ins Herz sehen.
3. erblicken: jmdn. schon von Weitem, nur flüchtig, vom Fenster aus sehen; es war so neblig, dass man die Hand nicht vor den Augen sehen konnte; wir haben sie gar nicht zu sehen bekommen; niemand war zu sehen; die Berge waren gut, kaum, nur verschwommen zu sehen; ich sehe alles doppelt; ich sehe es [un]deutlich, verwundert, mit Staunen; wo hast du ihn gesehen?; man hat ihn zuletzt beim Verlassen seiner Wohnung gesehen; ich sah ihn kommen, habe ihn kommen sehen; wann sehen (treffen) wir uns?; ich freue mich, Sie zu sehen; wir sehen ihn häufig bei uns [als Gast]; ich sehe sie [in der Erinnerung] noch deutlich vor mir; den möchte ich sehen (den gibt es nicht), der das alles kann!; von ihr war [weit und breit] nichts mehr zu sehen (sie war verschwunden); der Stürmer sah die Rote Karte (Fußball; wurde vom Platz gestellt); sie war bei ihnen gern gesehen (willkommen); ein gern gesehener Gast; lass [mich mal] sehen! (zeige es [mir mal]!).
4. sich ansehen: ein Spiel, einen Film, eine Komödie sehen; er hat die Welt, hat schon viel von der Welt gesehen; da gibt es nichts [Besonderes] zu sehen; es gibt dort nicht viel zu sehen (kaum Sehenswürdigkeiten); das muss man gesehen haben (das ist sehenswert); das ist nur für Geld zu sehen (zu besichtigen).
5. erleben: noch nie haben wir einen glücklicheren Gewinner gesehen; er hat schon bessere Zeiten, Tage gesehen; hat man so etwas schon gesehen!; nie zuvor hatte man sie in Not, so fröhlich, so guter Laune gesehen.
6. wähnen: sie sah ihren Sohn schon als großen Künstler; er sah sich schon als der neue/(selten:) den neuen Chef; sie sah sich getäuscht; wir sahen (fanden) unsere Wünsche alle erfüllt, unsere Erwartungen enttäuscht.
7. sein: wir sehen uns genötigt, gezwungen, das Haus zu verkaufen; dazu sehen wir uns nicht veranlasst; ich sah mich nicht in der Lage, ihm zu helfen.
8.
a) feststellen: überall nur Fehler sehen; nur seinen Vorteil sehen; von der einstigen Begeisterung war nichts mehr zu sehen; der Arzt sah, dass er nicht mehr helfen konnte; ich sehe schon, so ist das nicht zu machen; wie ich sehe, ist hier alles in Ordnung; da sieht mans wieder!; ich möchte doch einmal sehen, ob er es wagt; hast du gesehen?; siehst du [wohl]/(ugs. :) siehste? (merkst du jetzt, dass ich recht habe?); wir werden ja sehen; ihr werdet schon sehen!; mal sehen (ugs. ; warten wir einmal ab), wie das Wetter morgen wird;
b) beurteilen: alles negativ, falsch, verzerrt sehen; (ugs. :) das darf man nicht so eng, muss man locker sehen; sehe ich das richtig?; ich sehe das so, anders; wie siehst du das?; die Verhältnisse nüchtern sehen; die Dinge sehen, wie sie sind; wir müssen diese Tat im richtigen Zusammenhang sehen; menschlich gesehen (in menschlicher Hinsicht) ist das ausgesprochen enttäuschend; auf die Dauer gesehen (für die Dauer) ist das keine Lösung;
c) erkennen, erfassen: das Wesen, den Kern einer Sache sehen; sie sieht in ihm nur den Gegner; er sah darin nichts Befremdliches; er sieht die Zusammenhänge nicht; Sie sehen (ersehen) daraus, dass ...; daran können Sie sehen, wie ...;
d) überlegen; prüfen: sehen, ob es einen Ausweg gibt; ich will sehen, was sich tun, machen lässt.
9. sich um jmdn. , etw. kümmern: nach den Kindern, nach dem Kranken sehen; sieh bitte mal nach den Kartoffeln auf dem Herd!; wir müssen nach weiteren Absatzmöglichkeiten sehen (Ausschau halten).
10. besonderen Wert legen: auf Ordnung, auf Sauberkeit sehen; du solltest mehr auf dich selbst sehen; wir müssen auf unsere Wähler sehen; er sieht nur aufs Geld; nicht auf den Preis sehen; wir müssen sehen, dass die Bestimmungen eingehalten werden.
11. zusehen: sieh, dass du fertig wirst; er soll selbst sehen, wie er das Problem löst;
R man muss sehen, wo man bleibt (ugs. ; man muss zusehen, dass man nicht zu kurz kommt).
etw. [nicht] gern sehen (etw. [nicht] gern haben): meine Eltern sahen diese Freundschaft nicht gern
jmdn. , etw. nicht mehr sehen können (ugs. ; jmds. , einer Sache überdrüssig sein)
sich [bei jmdm. , irgendwo] sehen lassen ([bei jmdm. , irgendwo] erscheinen, einen Besuch machen): lass dich mal wieder bei uns sehen!
sich sehen lassen [können] (beachtlich sein): diese Leistung kann sich sehen lassen
sich mit jmdm. , etw. sehen lassen können (stolz auf jmdn. , etw. sein können)
[und] hast du nicht gesehen (ugs. ; unversehens): hast du nicht gesehen, war er verschwunden
jmdn. vom Sehen kennen (jmdm. schon öfter begegnet sein, ihn aber nicht persönlich kennen)
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