Duden - Das Stilwörterbuch
gehen
1.a) sich aufrecht auf Füßen fortbewegen: langsam, schnell, aufrecht, gerade, stramm, gebückt, barfuß, am Stock, auf Zehenspitzen, an/auf Krücken, auf Stelzen, an jmds. Arm, eingehakt, geradeaus, im Zickzack, rückwärts aus dem Haus, über die Straße, durch den Wald, um die Ecke gehen; er geht zu Fuß zur Arbeit; auf und ab, hin und her gehen; das Kind kann noch nicht gehen, lernt gehen;
b) zu Fuß zurücklegen: einen Umweg, ein Stück mit jmdm. , 5 km gehen; sie ist den Weg in einer Stunde gegangen; sie ist ein Stück mit uns gegangen;
c) man kann sich zu Fuß fortbewegen: auf diesem Pflaster, mit solchen Schuhen geht es sich schlecht.
2.
a) sich begeben: in die Stadt, aufs Feld, aufs Rathaus, aufs Standesamt, zur/in die Kirche gehen (den Gottesdienst besuchen); in die Schule gehen; ins Ausland gehen; schwimmen, tanzen, einkaufen, essen gehen; an die Luft gehen (im Freien spazieren gehen); ins Theater, Kino gehen; der Läufer ging als Erster durchs Ziel; zu/ins Bett gehen;
b) regelmäßig besuchen: noch zur, in die Schule gehen (noch Schüler[in] sein); in den Kindergarten gehen; auf die Universität gehen;
c) an einer Institution tätig werden: der Jurist geht zur Verwaltung, in den Staatsdienst; in die Industrie gehen; ins Kloster gehen (Nonne, Mönch werden); zum Theater, zum Film gehen ([Film]schauspieler werden);
d) /häufig verblasst/ mit etw. beginnen: an die Arbeit gehen; auf Reisen gehen; in Urlaub, in Pension, in Rente, in den Ruhestand gehen; das Unternehmen will an die Börse gehen; in Deckung gehen (Schutz suchen); das Manuskript geht in Druck (wird gedruckt); die Geschütze waren in Stellung gegangen (aufgefahren worden).
3.
a) (ugs. ) sich verkleiden: als Cowboy, als Zigeunerin gehen;
b) eine bestimmte Kleidung tragen: er geht in Zivil; die Frauen gingen alle in Schwarz, in Trauer.
4.
a) sich entfernen: ich muss jetzt leider gehen; die einen kommen, die andern gehen; gehen wir?; ich wartete das Ende des Films nicht ab und ging; sie ist wortlos, grußlos gegangen; jmdn. lieber gehen als kommen sehen (auf jmds. Anwesenheit keinen Wert legen); er ist von uns gegangen (verhüll. ; gestorben);
b) ausscheiden: er hat gekündigt und wird gehen; der Minister musste gehen (zurücktreten);
c) [fahrplanmäßig] abfahren: der Zug geht um 12.22 Uhr; der nächste Bus geht erst in zwei Stunden.
5. (ugs. ) ein Freundschafts-, Liebesverhältnis haben: er geht mit meiner Schwester; die beiden sind früher miteinander gegangen.
6. (ugs. ) sich an etw. zu schaffen machen, von etw. nehmen: wer ist an meinen Schreibtisch gegangen; jemand muss an mein Geld, an die Kasse gegangen sein; die Kinder gehen mir immer an den Kuchen.
7.
a) funktionieren: die Uhr geht gut, richtig, tadellos, genau; die Maschine geht nicht; er hörte, wie die Tür ging (geöffnet wurde); die Klingel, das Telefon geht (läutet); es geht (weht) ein kalter Wind; sein Mundwerk geht (ugs. ; er redet) ununterbrochen;
Ü die Affäre ging durch alle Zeitungen; es geht das Gerücht, dass sie sich trennen wollen;
b) auftreiben: der Teig geht; der Kuchen ist nicht gegangen;
c) verlaufen; sich entwickeln: das Geschäft geht sehr gut, schlecht; alles geht nach Wunsch, (ugs. :) wie am Schnürchen, (ugs. :) wie geschmiert, (ugs. :) drunter und drüber; es geht alles seinen gewohnten Gang;
Ü wie geht (lautet) die erste Strophe des Liedes?;
d) zu handhaben, durchzuführen sein: etw. geht schwer, leicht, ganz einfach; ich weiß nicht, wie dieses Spiel, diese Rechenaufgabe geht.
8.
a) möglich sein: das geht leider nicht [anders]; irgendwie wird es schon gehen; soll ich es einpacken, oder geht es so?;
b) (ugs. ) akzeptabel sein: die ersten Tage im Urlaub gingen noch, aber dann wurde es zu heiß; das geht zu weit (geht über das vertretbare Maß hinaus); der Mantel muss diesen Winter noch gehen (ugs. ; seinen Zweck erfüllen); »Gefällt es dir?« – »Es geht [so].«.
9.
a) in etw. Raum finden: der Schrank geht nicht in das kleine Zimmer; der Tisch geht (passt) nicht durch die Tür; der dicke Mann geht nicht in den Sessel; in das Fass gehen 12 Eimer; in das Gefäß geht nur ein Liter;
b) /von Zahlen, Maßen/ enthalten sein: wie oft geht 5 in 20?; von diesen Äpfeln gehen vier auf ein Pfund;
c) in etw. aufgeteilt werden: die Erbschaft geht in fünf gleiche Teile.
10. a) <[jmdm. ] bis an etw (Akk. )/bis zu etw. gehen> reichen: der Rocksaum geht bis zu den Knien; sein kleiner Bruder geht ihm nur bis an die Schultern; das Wasser geht ihm bis zum Bauch;
Ü seine Sparsamkeit geht bis zum Geiz;
b) <über etw (Akk) gehen> etw. übersteigen: das geht über meine Kräfte, seinen Horizont; <[jmdm. ] über etw (Akk. ) gehen> seine Familie geht ihm über alles (ist ihm am meisten wert); es geht [mir] nichts über (nichts ist besser als) ein gutes Glas Wein;
c) auf jmdn. , etw. gerichtet sein: das Fenster geht auf den Hof; alle Zimmer gehen nach der Straße; der Ball ging (rollte, flog) ins Tor;
Ü ihre Auffassung, Meinung geht dahin, dass ...; das ging ihm ans Gemüt, zu Herzen (traf, bewegte ihn);
d) verlaufen: der Weg geht geradeaus, dann links, durch den Wald; wohin soll die Reise gehen? (führen?); die Mauer geht um den ganzen Platz;
e) sich einem Zustand, Zeitpunkt o. Ä. nähern: es geht schon auf, gegen Mitternacht; es ging auf 8 [Uhr]; etw. geht zu Ende; er geht auf die 60 (wird bald 60).
11. jmd. befindet sich in einer bestimmten Verfassung, Lage: es geht mir [gesundheitlich] blendend, großartig, (ugs. :) nicht besonders; wie geht es Ihnen?; es geht ihm finanziell jetzt wieder besser; es geht ihr ganz ordentlich in ihrer neuen Stellung.
12. a) es handelt sich um jmdn. , etw.: es geht um deine Familie; es geht ums Ganze, um Leben und Tod; es geht darum, dass ...; worum geht es hier?; es geht ihm um etwas ganz anderes; mir geht es darum, ihn zu überzeugen;
b) sich nach jmdm. , etw. richten: sie geht zu sehr nach dem Äußeren; danach kann man nicht immer gehen; immer soll alles nach ihm gehen; wenn es nach mir ginge, dann ...;
c) gegen jmdn. , etw. gerichtet sein: diese Bemerkung geht gegen dich, gegen deine Aussage; das geht gegen meine Prinzipien, mein Gewissen (lässt sich damit nicht vereinbaren).
13. (ugs. ) von jmdm. bezahlt werden: die letzte Runde geht auf mich, auf meine Rechnung.
gegangen werden (ugs. scherzh. ; aus seinem Amt entlassen werden)
wo jmd. geht und steht (immerzu; überall): er trägt diesen Hut, wo er geht und steht
in sich gehen (über sein Verhalten nachdenken und es zu ändern suchen)
vor sich gehen ([gerade] geschehen): was geht hier vor sich?
jmdn. gehen lassen (ugs. ; in Ruhe lassen): du sollst den kleinen Jungen gehen lassen
jmdn. , etw. gehen lassen (ugs. ; loslassen): das Seil gehen lassen
sich gehen lassen (sich keine Selbstdisziplin auferlegen): zu Hause lässt er sich einfach gehen; lass dich nicht so gehen!
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