Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Zwischenzustand
   heißt in der Eschatologie der Zustand des Menschen, dessen irdisches Leben durch den Tod beendet ist, während er noch zur ”Welt“ gehört, die ja nach seinem Tod ihren Fortgang nimmt, so daß er nicht als schlechthin vollendet gedacht werden kann. Diese Auffassung wird in der kath. kirchlichen Lehre so verdeutlicht, daß gesagt wird, die Seele des Verstorbenen sei (als ”anima separata“) schon in der [c darkviolet]Anschauung Gottes im Himmel oder erfahre Läuterung im Fegfeuer oder befinde sich in der selbstverursachten Gottesferne in der Hölle u. erwarte an diesem oder jenem ”Ort“ die Auferstehung. Allerdings: Da die Seinsprinzipien des Menschen nach ebenfalls geläufiger kirchlicher Lehre eine substantielle Einheit bilden, muß jede Aussage über die ”Seele“ auch eine Aussage über den ”Leib“ sein u. umgekehrt. Ein Verstorbener kann deshalb nicht als völlig leibfreier Geist, als völlig ungeschichtlich, als völlig fern von jeder Materialität gedacht werden, wenn ihm auch nicht die Leiblichkeit des irdischen Daseins u. dessen Zeitlichkeit zugeschrieben werden können. Daß die Vollendung der Menschheitsgeschichte im ganzen u. die der Schöpfung auch für die individuellen Verstorbenen ”etwas bedeuten“, ist ebenfalls zu berücksichtigen. Bei dem ungeklärten Verhältnis von individueller u. universaler Eschatologie wird in der kath. Dogmatik von einem veränderten, ”verwandelten“ Materie- u. Weltbezug der Seele oder von einer ”Auferstehung im Tod“ gesprochen, was weniger mißverständlich ist als die Rede von einer rein geistigen Seele.
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