Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Zwei-Reiche-Lehre
   die Auffassung M. Luthers († 1546) u. der lutherischen Reformation hinsichtlich der im Glauben richtigen Verhaltensweise der Christen angesichts ihrer Zugehörigkeit zu zwei Reichen, dem Reich Gottes u. dem Reich der Welt. Biblische Bezugsstellen waren die Reich-Gottes-Verkündigung Jesu mit dem Programm der Bergpredigt, die Warnungen bei Paulus vor der Welt u. seine Äußerungen zur Freiheit vom Gesetz, zum inneren u. äußeren Menschen u. zur weltlichen Obrigkeit (Röm 13). Vor allem die Unterscheidung zweier Reiche bei Augustinus, des Gottesstaates u. des irdischen Reiches des Teufels, u. deren Fortführung in der mittelalterlichen Lehre von den zwei ”Schwertern“ waren für Luther von Bedeutung. Er suchte die Aufgaben der Christen als Zugehörige zu beiden Reichen zu definieren (Schwerpunkte: Verkündigung der Versöhnung – Bewahrung der Schöpfung vor den Folgen der Sünde), warnte vor der Vermischung der Bereiche u. umriß die Grenzen des Gehorsams gegenüber der weltlichen Ordnungsmacht. Eine ähnliche Lehre legte J. Calvin († 1564) hinsichtlich der zwei ”Regime“ vor. So kann Z. zur Kurzbezeichnung der ev. politischen Ethik u. Sozialethik dienen.
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