Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Zulassung Gottes
   ist eine theol. Formulierung im Zusammenhang mit der Theodizee:Wie lassen sich das moralische Böse u. die physischen Übel mit einem Gott vereinbaren, dessen Eigenschaften Allmacht u. [c darkviolet]Liebe sind? Nach den biblischen Zeugnissen sind zwarMenschen für moralisches Unrecht verantwortlich; für physische Übel können sie aber nicht haftbar gemacht werden. Außerdem wird das Bewirken von Bösem auch Gott zugeschrieben (Jes 45, 6 f.; Ps 81, 13; Röm 1, 24–28; die Sintflut, die Tötung der ägyptischen Erstgeburt; die aktive Verstockung usw.). Augustinus († 430) meinte, vieles von dem, was gegen den Willen Gottes geschehe, komme doch nicht ohne seinen Willen zustand, da es ja nicht geschehe, wenn er es nicht erlaube. Thomas von Aquin († 1274) sprach vom Zulassen (”permittere“) des bösen Tuns ohne es zu hindern, u. dies sei gut. Von da an wurde die Rede von der Z. G. in die Theologie übernommen, mit dem Hinweis auf den höheren, alles zum Guten führenden Ratschluß Gottes u. unter Verzicht auf eine Erklärung. M. Luther († 1546) thematisierte die Alleinwirksamkeit Gottes, auch bei der Verstockung des Pharao u. bei der Sünde des Judas, über die Gott jedoch schließlich mächtig sei; er lehnte dafür die Formulierung Z. G. ab. Ebenso J. Calvin († 1564), der Gott Heil u. Unheil zuschrieb, aber Gottes Willen in seiner Weisheit für menschlichen Augen verborgen erklärte: Gutes u. Böses dienten am Ende des Heilsgeschehens dem Guten allein (Calvin konnte offenbar nicht akzeptieren, daß auch bei Gott ein guter Zweck die schlechten Mittel nicht heiligt). Dem gegenüber verurteilte das Konzil von Trient die Behauptung, schlecht zu handeln liege nicht in der Gewalt des Menschen, sondern die guten wie die schlechten Werke wirke Gott, nicht nur, indem er sie zulasse, sondern im vollen u. eigentlichen Sinn, so daß der Verrat des Judas nicht weniger das Werk Gottes sei als die Berufung des Paulus. Auf die Frage, in wie weit Gott die menschliche Freiheit positiv beeinflussen könne, ohne sie zu zerstören, ging das Konzil in diesem Zusammenhang nicht ein. In der neueren Theodizee-Diskussion zeichnet sich die Auffassung ab, daß die Unterscheidung von Z. G. u. wirksamemWillen Gottes nur eine scheinbare Lösung sei, da Zulassen u.Wollen bei Gott identisch seien. Das Problem muß bis zu einer Antwort Gottes als theol. unbeantwortbar offen bleiben.
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