Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Zeichen
   ist eine Wirklichkeit, die auf eine andere hinweist u. diese anzeigt. In dieser Hinweisfunktion wird das Z. in der Philosophie (seit Aristoteles †322 v.Chr.) als Symbol thematisiert. In der mathematischen Logik u. in der philosophischen Semantik ist der Begriff des Zeichens bis heute unentbehrlich. Die negative Bestimmung des Zeichens bei Aristoteles, auf etwas hinzuweisen, was es nicht selber ist, wird im 20. Jh. abgelöst durch ein Verständnis des Zeichens, wonach es mit dem Bezeichneten eine Einheit bildet, die jedoch, nach einer weiteren Entwicklung der Theorie, für eine Interpretation offen ist. – In der Sprache der Bibel sind Z. nicht Hinweise auf etwas Abwesendes, sondern Vergegenwärtigungen früherer Machterweise Gottes, Vergewisserungen der (verborgenen) gegenwärtigen Macht Gottes (Z. u. Wunder) oder Ansage des künftigen göttlichen Heilswirkens (”prophetische Zeichenhandlungen“). In der theol. Tradition wurde in der östlichen Kirche das Z. als Vergegenwärtigung des Bezeichneten verstanden (Bild). Im Westen entwickelte Augustinus († 430) eine ausführliche u. einflußreiche Zeichentheorie (Sakrament). Von ihm her wurden in der mittelalterlichen Theologie alle Sakramente zur Gattung der Z. gerechnet. Nachwirkungen der Frage, ob ein Z. auf ein Abwesendes verweist oder dieses gegenwärtig setzt, zeigen sich in reformatorischen Auffassungen der Sakramente u. in kath. Diskussionen über liturgische Symbolhandlungen.
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