Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Wille Gottes
   Die Gotteslehre sagt von Gott in einer analogen Aussage (Analogie), daß er Willen habe. Die Begründung dafür liegt darin, daß dasjenige, was als Bejahung des Daseins, als Hingeordnetsein auf das Gute u. als Liebe in unterschiedlichster Weise erfahren wird, mit ”transzendentaler Notwendigkeit“ als inneres Wesensmoment zum Sein überhaupt gehört u. darum von Gott als dem absoluten, personalen Sein ebenfalls ausgesagt werden muß. Dieser Wille ist mit der Einfachheit Gottes identisch u. er ist wie Gott selber absolut, ewig, von unendlicher Wirklichkeitsfülle u. darum gut. Er ist von jeder nichtgöttlichen Wirklichkeit ”an sich“ unabhängig u. so primär bejahend auf das eigene unendliche Sein Gottes bezogen. Bei der Erschaffung des von Gott Verschiedenen unterliegt er keinerlei Notwendigkeit; er ist frei u. bedarf des anderen zur Ermöglichung seines Selbstvollzugs, seiner Liebe usw. nicht. Der denkbar höchste Vollzug dieses Willens Gottes ”nach außen“ besteht in der [c darkviolet]Selbstmitteilung Gottes an die Kreatur, in der Offenbarung, die diesen Willen als Liebe enthüllt. Diese Selbsterschließung Gottes verhindert nicht, daß oftmals in konkreten Schicksalsschlägen, Katastrophen, Verbrechen usw. der Wille Gottes als Liebe nicht (mehr) erkannt werden kann. In den quälenden Fragen der Theodizee bleibt nur Gottes Verheißung, seinWille werde sich einmal als Liebe erweisen, bestehen. Bekundungen des Willens Gottes als Weisungen in ein individuelles Leben werden in den Eingebungen des Heiligen Geistes im Herzen des Menschen vernommen. Konkrete Ereignisse in der individuellen u. kollektiven Menschheitsgeschichte werden in der kirchlichen Rede oft unbedacht als ”Fügungen Gottes“ ausgegeben.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Wille Gottes