Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Weltflucht
   ein Wort der christlichen Askese, das außer Gebrauch zu kommen scheint. Im weiteren Sinn meint W. die Distanzierung von der [c darkviolet]Welt im Bewußtsein u. im praktischen Tun, insofern ”Welt“ dasjenige bezeichnet, was sich gegenüber Gott u. seinen Willensbekundungen verschließt oder sich bewußt gegenteilig dazu verhält (Sünde). In einem bestimmten biblischen Sprachgebrauch ist ”Welt“ nicht nur dieser Inbegriff der von Menschen geschaffenen widergöttlichen Verhältnisse, sondern auch stets neue Versuchung zur Verweigerung gegenüber Gott. In diesem Zusammenhang ist W. ein selbstverständliches Gebot für jeden glaubenden Menschen. – Imengeren Sinn bezeichnetW. einen solchen Verzicht auf positive innerweltliche Werte, daß dadurch die ganze Lebensform geprägt wird. Eine solche W. kann Ausdruck u. Einübung des Glaubens an Gottes Liebe sein, gerade dort, wo der konkrete tragische Zustand der Welt einen solchen Glauben als absurd erscheinen läßt; W. kann dann Nachfolge Jesu als Einübung seines Todesweges, Dennoch-Bekenntnis zur Liebe Gottes, Vertrauensvorschuß im Hinblick auf den endgültigen Sinn des Lebens über alle innerweltlichen Sinnhaftigkeiten hinaus sein. – Eine ”weltliche“ Form der W. zeigt sich oft in Haltungen der Verweigerung, als Protest gegen inhumane, ungerechte Strukturen usw. u. ”besetzt“ mit innerweltlicher Askese Positionen, die Christen weithin aufgegeben haben, z. B. die der kritischen Distanz zu den Mächten des Faktischen, der Konsumaskese usw.
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