Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Wahrhaftigkeit
   Bezeichnung einer Tugend, d.h. einer ständigen Entschlossenheit u. Einübung, seine äußeren Verhaltensweisen, vor allem auch sein Reden, in keinerlei Widerspruch zur inneren Überzeugung zu bringen. In der hebräischen Bibel gibt es fürWahrheit, Wahrhaftigkeit u. Treue nur den einen Begriff ”emet“ = dasjenige, worauf man sich verlassen kann. In der Bergpredigt erhebt Jesus die Forderung, daß ein Ja ein Ja, ein Nein ein Nein sei (Mt 5, 37). Die erste Aufmerksamkeit bei der Bemühung um W. gilt der Selbsterkenntnis (Vermeidung von Selbsttäuschung). Nicht alles klar Erkannte u. Durchschaute darf andern gegenüber jederzeit ausgesprochen werden, weil die Redeweisen auch des wahrhaftigen Menschen unter dem Primat der Liebe stehen. In Fällen eines Gewissenskonflikts ist Güterabwägung geboten, die das Verschweigen einerWahrheit gegenüber anderen oder sogar Täuschung dann für berechtigt hält, wenn nur so ein größeres Übel verhindert werden kann (im Fall der sog. Wahrheit am Krankenbett z. B. den Zusammenbruch der Energiereserven u. psychische Verzweiflung verhindert: ”barmherzige Lüge“). Das Verbot der Lüge bezieht sich auf die gewollte Schädigung einesMitmenschen (”falsches Zeugnis “).
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