Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Verzweiflung
ist ein den ganzenMenschen in allen ”Schichten“ betreffender Zustand absoluter Ausweglosigkeit unter dem Vorzeichen völligen Scheiterns, einschneidender als ”gewöhnliche“ Trauer, Schwermut u. Gefühle des Versagens. Da sich die kirchliche Reaktion auf V. lange Zeit mit Appellen an willentliche Energie, Selbstbeherrschung u. Hinweisen auf den sündhaften Charakter der V. begnügte, waren die Verzweifelten auf die Medizin, vor allem auf die Psychiatrie, angewiesen, die sehr unterschiedliche Syndrome feststellte u. differenzierte Therapien versucht. Einige wenige biblische Äußerungen, z. B. des Ijob, lassen darauf schließen, daß das Phänomen der V. auch in biblischen Zeiten bekannt war. In der theol. Sicht der traditionellen Tugendlehre galt die V. dann als schuldhaft, u. zwar als eine Sünde, gefährlicher als Unglaube u. Gotteshaß (Thomas von Aquin †1274), wenn sie jede Hoffnung auf Gott aufgibt, also in einer (uneingestandenen) letzten Überheblichkeit Gott nicht größer sein läßt als die eigene Macht, die in der V. als Ohnmacht erfahren wird. Die existentielle Erfahrung von radikaler Not, Ohnmacht u. Trostlosigkeit als solche, ohne Verleugnung der Treue Gottes, ist keine V. im theol. Sinn. Eine differenzierte Analyse der V. aus der Sicht des Glaubens versuchte S. Kierkegaard († 1855) in seinem Werk ”Die Krankheit zum Tode“ (1848).
ist ein den ganzenMenschen in allen ”Schichten“ betreffender Zustand absoluter Ausweglosigkeit unter dem Vorzeichen völligen Scheiterns, einschneidender als ”gewöhnliche“ Trauer, Schwermut u. Gefühle des Versagens. Da sich die kirchliche Reaktion auf V. lange Zeit mit Appellen an willentliche Energie, Selbstbeherrschung u. Hinweisen auf den sündhaften Charakter der V. begnügte, waren die Verzweifelten auf die Medizin, vor allem auf die Psychiatrie, angewiesen, die sehr unterschiedliche Syndrome feststellte u. differenzierte Therapien versucht. Einige wenige biblische Äußerungen, z. B. des Ijob, lassen darauf schließen, daß das Phänomen der V. auch in biblischen Zeiten bekannt war. In der theol. Sicht der traditionellen Tugendlehre galt die V. dann als schuldhaft, u. zwar als eine Sünde, gefährlicher als Unglaube u. Gotteshaß (Thomas von Aquin †1274), wenn sie jede Hoffnung auf Gott aufgibt, also in einer (uneingestandenen) letzten Überheblichkeit Gott nicht größer sein läßt als die eigene Macht, die in der V. als Ohnmacht erfahren wird. Die existentielle Erfahrung von radikaler Not, Ohnmacht u. Trostlosigkeit als solche, ohne Verleugnung der Treue Gottes, ist keine V. im theol. Sinn. Eine differenzierte Analyse der V. aus der Sicht des Glaubens versuchte S. Kierkegaard († 1855) in seinem Werk ”Die Krankheit zum Tode“ (1848).