Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Vertrauen
   ist ein entscheidender Begriff im Verhältnis der Menschen zu Gott wie im Verhältnis derMenschen zueinander. Die mannigfaltigen Enttäuschungen an Gott wegen vieler nicht erhörter Gebete u. verheerender Schicksalsschläge, wegen unbeantworteter Fragen der Theodizee, verwandeln oft den Fiduzialglauben in einen ”Vorschuß“ des Vertrauens, Gott möge seine Verheißungen bewahrheiten u. sich als Liebe erweisen. Das ”Werden wie die Kinder“ (Mt 18, 2 ff.) meint nicht Infantilismus, sondern die Offenheit, sich überraschen u. beschenken zu lassen. Diese religiöse Grundhaltung ist leichter zu vermitteln, wenn ein Kleinkind des 1. Lebensjahrs in der Symbiose mit der Mutter ein ”Urvertrauen“ (E. Erikson †1994) aufbauen konnte, das sich quer durch vielfache Ablösungs- u. Auseinandersetzungsprozesse als stabil erweist. Vertrauensverlust stellt sich in der kirchlichen Gemeinschaft als glaubenszerstörend ein, wo die kirchliche Autorität Enttäuschung des eigenen Vertrauens nicht riskiert, sondern V. verweigert u. statt dessen auf Überwachung, Denunziation, Anweisungen u. Strafen setzt.
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