Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Verstehen
   ist nicht nur ein sprachlich-akustischer Vorgang, sondern auch die Möglichkeit, einen Sinn zu erfassen u. von da her ein wichtiger philosophischer u. theol. Begriff. Zur Interpretation von Texten, die nicht direkt zugänglich sind, bedarf es der wissenschaftlichen Verstehensmethode, der Hermeneutik. Bei der Bibelauslegung erlangte das V. der [c darkviolet]Schriftsinne im christlichen Altertum höchste Bedeutung. Über die Sinnerfassung hinaus bezeichnet V. in der religiösen Tradition den bejahenden Gehorsam gegenüber dem Vernommenen (”intelligentia“ als ”verstan“ bei Meister Eckhart †1328), wenn es sich um göttliche Weisungen handelt (vgl. Jes 6, 9; Mt 1, 13 19). In der Neuzeit ist V. ein wesentlicher Vorgang bei der dialogischen Begegnung mit einem Anderen, die Fähigkeit, sich in seine Gedanken u. Motivationen so intensiv einzufühlen, daß die bestehende Fremdheit überwunden wird.
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