Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Verfolgung
   Da die Glaubenden sich der nicht vom Gottesglauben bestimmten Mitwelt nicht konform machen dürfen, also im Widerspruch u. Widerstand leben müssen, u. da dem Glauben innerweltlicher Sieg u. Frieden nicht verheißen sind, müssen die Glaubenden mit Verfolgungen bis zum Ende der Zeit rechnen. Diese können unterschiedliche konkrete Formen (von Spott bis zur Gewalt) annehmen u. müssen in Feindesliebe (Feind) ausgehalten werden. Die berechtigte Notwehr gegen sie kann im Abbau von Feindbildern u. in der Vermeidung von Eskalationen bestehen. Die Christenverfolgungen bis zu den Toleranzedikten des 4. Jh. führten z.T. zum Martyrium bis zum Tod u. bestanden z.T. aus Deportationen, Pogromen u. Verweigerung der Gleichberechtigung. Nach Art u. Ausmaß entsprachen ihnen Verfolgungen in der Neuzeit in Europa, Asien u. Afrika. Dabei waren viele Verfolgungssituationen aus der Vorgeschichte zu erklären, in der die Kirchen selber unterdrückten u. verfolgten (Kolonialismus, Rassismus, Feudalismus). Vielfach waren die Verfolgungen nicht gegen den Glauben als solchen, sondern gegen die Menschenrechte (Versammlungsfreiheit, Freiheit der politischen Meinungsäußerung) gerichtet. Die Einsicht in christliches Fehlverhalten, besonders auch in das Faktum, daß christliche Kirchen sich gegenseitig Märtyrer verschafft haben, sollte davor warnen, sich ”triumphalistisch“ auf das Martyrium anderer zu berufen.
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