Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Utopie
   (griech. = Nirgendwo-Land), zuerst bei Thomas Morus († 1535) in Gestalt einer fiktiven Insel ”Utopia“ vorgestellter Idealentwurf eines Gemeinwesens, später eine literarische Gattung mit programmatischer Kritik am bestehenden Feudal- u. Wirtschaftswesen, z.T. mit Rückbezügen auf Platons († 347 v.Chr.) ”Politeia“, z.T. mit ausgesprochen christlicher Zielsetzung. Die ”säkularen“ Utopien des 19. Jh. standen unter dem Vorzeichen von Fortschritt u. Emanzipation. Deren negative Folgen wurden in den Anti-Utopien von A. Huxley († 1963) u. G. Orwell († 1950) beschrieben. Eine in der Theologie der Hoffnung u. in der Politischen Theologie wirksam gewordene Philosophie der U. als Bedenken des Noch-nicht-Bewußten u. des Noch-nicht-Gewordenen legte E. Bloch († 1977) vor. Die Gegenwart ist nicht einfach durch das Fehlen von Utopien geprägt. In der Literatur spielen sie u. a. in der Gattung der ”Science Fiction“ eine Rolle. Vertreter der Bibelwissenschaft wollen in einer von den Weisungen der Bergpredigt geprägten Glaubensgemeinschaft bzw. in der Kirche ein ”Gegenmodell “ oder eine ”Kontrastgesellschaft“ zu bestehenden ”weltlichen“ Gesellschaften sehen. Konkretere Umrisse nimmt diese U. in den Zielvorstellungen der Feministischen Theologie (Feminismus) u. der [c darkviolet]Befreiungstheologie an. In der Politikwissenschaft korrespondiert dem das Verständnis der U. als ”regulatives Prinzip“.
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