Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Urkirche
   , Urgemeinde, Urchristentum   Mit Urchristentum wird die zeitlich erste Phase in der Geschichte der Kirche u. des Christentums bezeichnet. Sie setzt mit der Ostererfahrung des Jüngerkreises, daß Jesus lebt, u. mit derWiederaufnahme seiner Verkündigung ein u. umfaßt die Sammlung der Urgemeinde in Jerusalem, die Predigt zunächst an Juden, die Abspaltung vom Judentum, den Beginn der Heidenmission u. die Entstehung christlicher Gemeinden in institutionalisierten Formen bis etwa in die erste Hälfte des 2. Jh. – Die Urgemeinde oder Urkirche sammelte sich zu Gebet u. Herrenmahl, wandte sich mit der Verkündigung des Heilsgeschehens in Jesus Christus u. mit der Taufe an Juden, mit einer ausgeprägten Vorrangstellung des Petrus u. der ”Zwölf“ (Apostel). Dieser Abschnitt der Kirchengeschichte gilt in der ev. u. kath. Theologie als eine einmalige u. ausgezeichnete Größe: In der Urkirche waren die Zeuginnen u. Zeugen der Auferweckung Jesu, die authentischen Hörerinnen u. Hörer seiner Verkündigung vereint, denen die eschatologische Gottesoffenbarung als Erstempfangenden, nicht bloß als Tradenten, anvertraut wurde. Im Urchristentum wurde mit dem bleibenden jüdischen Erbe nicht nur die Bibel der Juden als Heilige Schrift auch der Christen anerkannt, sondern das Neue Testament als bleibende Norm für Lehre u. Leben der Kirche gebildet. Die spätere Kirche war immer darum bemüht, sich von diesem bleibenden Anfang nicht zu entfernen u. die Legitimität aller weiteren Entwicklungen an ihm zu messen, in der Glaubensüberzeugung, daß ein u. derselbe göttliche Geist Glauben u. Kirchesein am Anfang gewirkt hat u. auch weiterhin garantiert. – Das Urchristentum enthält zahlreiche Elemente, die für die Zukunft der Kirche von Bedeutung sind u. von der Forschung neu entdeckt werden: Die Pluralität von Theologien, Christologien u. Ekklesiologien, die Respektierung der Charismen in den Gemeinden, die unterschiedlichen Gemeindemodelle (paulinisch, matthäisch, johanneisch, nachpaulinisch usw.). Aus der Besinnung auf solche Elemente lernt die Kirche, daß das Bleiben im Anfang (bei der Lehre der Apostel) u. echte Geschichte keine Gegensätze sind.
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