Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Unterscheidung
   (lat. ”distinctio“) beruht auf Grunddaten der menschlichen Erfahrung (wie Subjektivität, Freiheit, Verantwortung), die zeigen, daß das Viele in der Welt nicht nur der vielfältige Schein eines ”an sich einen u. selbigen“ ist. Sind zwei Wirklichkeiten unabhängig von Gedankengängen verschieden, handelt es sich um eine reale Distinktion, bei Abhängigkeit vom Gedankengang um eine gedankliche Distinktion. Reale Distinktionen sind z. B. die Unterscheidung des Akzidens von der es tragenden Substanz, ohne die es natürlicherweise nicht bestehen könnte; die U. mehrerer Seinsprinzipien, die zusammen ein einheitliches Seiendes bilden (Form, Materie); die U. der Hypostasen bei bleibender höchster Einheit Gottes (Trinität). Die Theologie hat die Aufgabe, in vielfachen Zusammenhängen in gleicher Weise Zusammengehörigkeit und Unterscheidung, die sich gegenseitig vergrößern u. nicht vermindern, zu wahren u. auszusagen: Natur u . Gnade , die zwei Naturen in der [c darkviolet]Hypostatischen Union , Zeichen u. Gnade im Sakrament usw. – In der christlichen [c darkviolet]Spiritualität ist die Lehre von der ”U. der Geister“ von Bedeutung. Sie gehört nach Origenes († 253) zu den Tugenden u. bezeichnet die Fähigkeit, subjektive Erfahrungen zu qualifizieren (1 Joh 4, 1: ”prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind“; 1 Thess 5, 21: ”prüfet alles u. behaltet das Gute“). Bei Ignatius von Loyola († 1556) ist sie die Entscheidungsfähigkeit in Situationen, in denen nach dem konkretenWillen Gottes gefragt wird.
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