Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Tier
Erst in der 2. Hälfte des 20. Jh. findet das T. zunehmende Aufmerksamkeit im menschlichen Denken. Dabei ist die Bibel wegen nicht vergleichbarer sozio-kultureller Bedingungen u. daraus resultierender Zweideutigkeit nur eine begrenzte Hilfe. Tiere sind nach der biblischen Schöpfungsauffassung Mitgeschöpfe mit dem Menschen. In den Bund Gottes mit der Schöpfung sind sie mit einbezogen. Der Einbruch der menschlichen Sünde hat zur Folge, daß Menschen Tiere aufessen; der kompromißbereite Gott toleriert das (Gen 9,1–4). Die Erhebung von Tieren (oft mit unerklärlichen, mächtigen Eigenschaften) zu Göttern oder Götterbildern in der Umwelt macht die Abwehr des AT verständlich. Tiere sind in der Existenz Israels unentbehrliche Begleiter, aber auch Bedrohungen. Im NTsind die Tiere im ”Seufzen der Kreatur“, die auf ihre Erlösung noch wartet, mit gemeint. Jesus war kein Vegetarier, lebte aber auch bei ”wilden“ Tieren (Mk 1, 12 f.). Im aristotelischen u. scholastischen Denken sind Menschen u. Tiere gemeinsam ”Lebewesen“, wobei nach den zusätzlichen, unterscheidenden Qualitäten der Menschen gesucht wird. In der Kirchengeschichte ist Franz von Assisi († 1226) mit seiner Zuwendung zu den Tieren als ”kleinen Brüdern“ singulär. Die reflektierte Abwertung der Tiere zu Gegenständen, die der Verfügung durch Menschen unterliegen, datiert mit R. Descartes († 1650: Tiere als nicht leidensfähige Maschinen) u. J. G. Fichte († 1814: Tiere als im übrigen belangloses Eigentum derMenschen). In der Theologie wurde der ”Herrschaftsauftrag“ (Gen 1, 28), der verantwortungsvolles Leiten meint, häufig als Ermächtigung, mit Tieren wie mit Sachen zu verfahren, verstanden. Erst mit der Erkenntnis der Grenzen menschlicher Vernunft beginnt eine neue Einschätzung der Tiere (G. W. Leibniz †1716: Tiere haben eine Seele u. seelische Fähigkeiten; A. Schopenhauer † 1860: Tiere haben Ichbewußtsein). Noch vor dem Bewußtwerden der Umwelt- u. Mitwelt-Zerstörung durch die Menschen (3Ökologie, Umwelt) erhob A. Schweitzer († 1965) die ”Ehrfurcht vor dem Leben“ zum ethischen Prinzip. In der heutigen theol. Ethik besteht Konsens über die Ächtung jeder Tierquälerei (durch Massentierhaltung usw.), über Tierschutz u. Sorge um die Erhaltung der Arten. Kontrovers sind die Meinungen über Tierversuche, über das Jagen u. über Fleischgenuß überhaupt.
Erst in der 2. Hälfte des 20. Jh. findet das T. zunehmende Aufmerksamkeit im menschlichen Denken. Dabei ist die Bibel wegen nicht vergleichbarer sozio-kultureller Bedingungen u. daraus resultierender Zweideutigkeit nur eine begrenzte Hilfe. Tiere sind nach der biblischen Schöpfungsauffassung Mitgeschöpfe mit dem Menschen. In den Bund Gottes mit der Schöpfung sind sie mit einbezogen. Der Einbruch der menschlichen Sünde hat zur Folge, daß Menschen Tiere aufessen; der kompromißbereite Gott toleriert das (Gen 9,1–4). Die Erhebung von Tieren (oft mit unerklärlichen, mächtigen Eigenschaften) zu Göttern oder Götterbildern in der Umwelt macht die Abwehr des AT verständlich. Tiere sind in der Existenz Israels unentbehrliche Begleiter, aber auch Bedrohungen. Im NTsind die Tiere im ”Seufzen der Kreatur“, die auf ihre Erlösung noch wartet, mit gemeint. Jesus war kein Vegetarier, lebte aber auch bei ”wilden“ Tieren (Mk 1, 12 f.). Im aristotelischen u. scholastischen Denken sind Menschen u. Tiere gemeinsam ”Lebewesen“, wobei nach den zusätzlichen, unterscheidenden Qualitäten der Menschen gesucht wird. In der Kirchengeschichte ist Franz von Assisi († 1226) mit seiner Zuwendung zu den Tieren als ”kleinen Brüdern“ singulär. Die reflektierte Abwertung der Tiere zu Gegenständen, die der Verfügung durch Menschen unterliegen, datiert mit R. Descartes († 1650: Tiere als nicht leidensfähige Maschinen) u. J. G. Fichte († 1814: Tiere als im übrigen belangloses Eigentum derMenschen). In der Theologie wurde der ”Herrschaftsauftrag“ (Gen 1, 28), der verantwortungsvolles Leiten meint, häufig als Ermächtigung, mit Tieren wie mit Sachen zu verfahren, verstanden. Erst mit der Erkenntnis der Grenzen menschlicher Vernunft beginnt eine neue Einschätzung der Tiere (G. W. Leibniz †1716: Tiere haben eine Seele u. seelische Fähigkeiten; A. Schopenhauer † 1860: Tiere haben Ichbewußtsein). Noch vor dem Bewußtwerden der Umwelt- u. Mitwelt-Zerstörung durch die Menschen (3Ökologie, Umwelt) erhob A. Schweitzer († 1965) die ”Ehrfurcht vor dem Leben“ zum ethischen Prinzip. In der heutigen theol. Ethik besteht Konsens über die Ächtung jeder Tierquälerei (durch Massentierhaltung usw.), über Tierschutz u. Sorge um die Erhaltung der Arten. Kontrovers sind die Meinungen über Tierversuche, über das Jagen u. über Fleischgenuß überhaupt.