Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Thomismus
die Lehre des Kirchenlehrers Thomas von Aquin († 1274) selber (in der Literatur häufig ”thomanisch“ oder ”thomasisch“ genannt) u. unterschiedlicher Schulen, die seine Lehre interpretieren (”thomistisch“). In der kath. Kirche wird Thomas amtlicherseits, auch vom II. Vaticanum, als der ”gemeinsame Lehrer“ aller theol. Richtungen empfohlen, ohne daß alle auch dort auf seine Lehre festgelegt würden, wo sie nicht allgemein gültige kirchliche Lehre ist. In Fragen der theol. Systematik von größerer Bedeutung ist seine weite, für weiterführende Interpretationen offene Lehre weithin die gemeinsame Grundlage, so daß sie nicht bloß die Auffassung einer theol. Schule ist. Bei Einzelfragen (z. B. Gnadensysteme) bestehen weiterhin Differenzen, ebenso hinsichtlich seiner Rezeption des [c darkviolet]Aristotelismus, den Thomas als begriffliches Instrumentar (allerdings mit erheblichen platonischen Anteilen) zum näheren Verständnis der Offenbarung einsetzte. Aber auch hier ist Thomas bemüht um Übergänge von einer vorpersonalistischen, kosmozentrischen Philosophie zu einer durchaus eigenständigen christlichen, anthropozentrischen u. personalen Philosophie. Als ”gemeinsamer Lehrer“ darf er vor allem mit seinem Respekt vor der Tradition, mit der Transparenz u. Systematik seiner Thesen, mit der Rückführung der Einzelfragen auf letzte Prinzipien, mit seiner Unterscheidung u. Hervorhebung der Einheit von Vernunft, Offenbarung u. Glaube, Natur u. Gnade, Welt u. Kirche gelten. Die philosophische Vernunft vermag nach ihm Gott als den Grund aller nichtgöttlichenWirklichkeit zu erkennen, nicht aber als Geheimnis der Liebe u. Vergebung u. als das vollendende Ziel. In dieser Sicht ist seine Theologie anbetende [c darkviolet]Negative Theologie . In der ev. Theologie wird anerkannt, wie sehr bei Thomas das Wort Gottes biblisch vermittelt ist, so daß sich eine positive Würdigung anbahnt.
die Lehre des Kirchenlehrers Thomas von Aquin († 1274) selber (in der Literatur häufig ”thomanisch“ oder ”thomasisch“ genannt) u. unterschiedlicher Schulen, die seine Lehre interpretieren (”thomistisch“). In der kath. Kirche wird Thomas amtlicherseits, auch vom II. Vaticanum, als der ”gemeinsame Lehrer“ aller theol. Richtungen empfohlen, ohne daß alle auch dort auf seine Lehre festgelegt würden, wo sie nicht allgemein gültige kirchliche Lehre ist. In Fragen der theol. Systematik von größerer Bedeutung ist seine weite, für weiterführende Interpretationen offene Lehre weithin die gemeinsame Grundlage, so daß sie nicht bloß die Auffassung einer theol. Schule ist. Bei Einzelfragen (z. B. Gnadensysteme) bestehen weiterhin Differenzen, ebenso hinsichtlich seiner Rezeption des [c darkviolet]Aristotelismus, den Thomas als begriffliches Instrumentar (allerdings mit erheblichen platonischen Anteilen) zum näheren Verständnis der Offenbarung einsetzte. Aber auch hier ist Thomas bemüht um Übergänge von einer vorpersonalistischen, kosmozentrischen Philosophie zu einer durchaus eigenständigen christlichen, anthropozentrischen u. personalen Philosophie. Als ”gemeinsamer Lehrer“ darf er vor allem mit seinem Respekt vor der Tradition, mit der Transparenz u. Systematik seiner Thesen, mit der Rückführung der Einzelfragen auf letzte Prinzipien, mit seiner Unterscheidung u. Hervorhebung der Einheit von Vernunft, Offenbarung u. Glaube, Natur u. Gnade, Welt u. Kirche gelten. Die philosophische Vernunft vermag nach ihm Gott als den Grund aller nichtgöttlichenWirklichkeit zu erkennen, nicht aber als Geheimnis der Liebe u. Vergebung u. als das vollendende Ziel. In dieser Sicht ist seine Theologie anbetende [c darkviolet]Negative Theologie . In der ev. Theologie wird anerkannt, wie sehr bei Thomas das Wort Gottes biblisch vermittelt ist, so daß sich eine positive Würdigung anbahnt.