Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Teleologie
   (griech. = Lehre von der Zielrichtung), als Lehre vom Ziel der beobachtbaren Prozesse u. Entwicklungen bereits bei Aristoteles († 322 v.Chr.) entfaltet, wobei der Grund des Geschehens in einem ihm inneliegenden Zweck, nicht (nur) in äußeren Anstößen oder Zufällen gesehen wird. Gilt die Aufmerksamkeit der jeweils eigenen Dynamik eines zielgerichteten, zweckmäßigen Geschehens, dann spricht man auch von Teleonomie (zielgerichtete Gesetzmäßigkeit). Nicht der Begriff T., aber teleologisches Denken ist in der Theologie unentbehrlich. Sie spricht von einem Seienden, das ein ”Wesen“ (eine Natur) hat u. doch zeitlich-geschichtlich ist, also von einem Anfang her das werden soll, was es ist. Es ist daher auf ein Ziel hin ausgerichtet. In seinem anfänglichen ”Wesen“ ist das Erreichen einer eigenen Vollendung schon grundgelegt. Da dieses Seiende in geistiger Transzendenz, Freiheit u. Geschichtlichkeit existiert, kann die Vollendung konkret nicht als mechanisch oder biologisch determiniertes Endprodukt aufgefaßt werden. Sie bleibt unergründliches Geheimnis des göttlichen u. menschlichen Schöpfertums, enthüllt sich erst im Ende u. ist nicht vorhersagbar. Wenn auf eine Erkenntnis des Wesens nicht positivistisch blind verzichtet wird, ist ein ”teleologisches“ Verständnis eines Seienden von seiner Vollendung her unentbehrlich. – Die neuere theol. Ethik fragt nach dem Worum-Willen jedes sittlichen (verantwortlichen) Verhaltens u. beurteilt eine Handlung von ihren Folgen her als gut oder böse (teleologische Ethik). Dabei ist sie davon überzeugt, Handlungsprinzipien ergründen zu können, die für die gemeinsame menschliche Vernunft, also nicht nur für Gläubige, überzeugend sind. Die Nachteile der Deontologischen Ethik wären dabei vermieden. Die Folgen sind aus langen Menschheitserfahrungen bekannt; sie können, müssen aber nicht eintreten, daher stellt der Hinweis auf sie keine Prognose dar. – Die Frage, ob u. in welchem Sinn in der nicht-menschlichen, materiellen u. biologischen Wirklichkeit T. mit naturwissenschaftlichenMethoden erkennbar ist, wird kontrovers diskutiert. Sicher ist das Phänomen des Lebens in der Biologie nicht ohne Kategorien der T. verständlich beschreibbar.
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