Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Technik
(griech. = Herstellungskunst) als Verwirklichung der vielfältigen menschlichen Möglichkeiten, die Lebensverhältnisse humaner u. angenehmer zu gestalten, ist Gegenstand mehrerer Wissenschaften, darunter auch der theol. Ethik. Die ”Schübe“ oder ”Revolutionen“, durch die sich die T. in immer neuen Innovationen fortentwickelt, wurden seit Beginn der Neuzeit mit theol. Reflexionen teils begrüßend, teils warnend begleitet. Ins-besondere auf kath. Seite galt der technische Fortschritt als ”Fortsetzung der Schöpfung“, zu der Gott die Menschen ermächtigt habe, als er ihnen auftrug, sich ”die Erde untertan“ zu machen (Gen 1, 28). Noch das II. Vaticanum teilte (in GS, vor allem 33–39 54–72) diesen Fortschrittsoptimismus. Wie die kirchliche Sozialethik des 19. Jh. mahnte es lediglich zur Einhaltung der ethischen Normen, mit der Erinnerung daran, daß die Güter der Erde allen gehören, die Entwicklung dem Nutzen aller dienen u. die Errungenschaften besser verteilt werden müßten (vgl. auch LG 36 ). Seit den 70er Jahren des 20. Jh. (Bericht des ”Club of Rome“ über Grenzen des Wachstums 1972) zeigen sich Menschen aller Weltanschauungen zunehmend sensibilisiert durch die Folgen der umfassenden Technifizierung u. durch die Beobachtung, daß manche Auswirkungen nicht mehr rückgängig zu machen sind: einschneidende Veränderungen der Umwelt, Unbeherrschbarkeit mancher Technologien (Kernkraft, Chemie), Eingriffe in Erbanlagen (Gentechnik), neue Abhängigkeiten, von der Arbeitslosigkeit bis hin zur Süchtigkeit, infolge der Informations- u. Kommunikationstechnik (industrielle Rationalisierung, Medien- u. Vergnügungsindustrie). Den Fortschritten in den Abrüstungsbemühungen bei Massenvernichtungswaffen in der ”Ersten Welt“ entsprechen negativ der Waffenhandel mit der Dritten Welt u. deren Griff nach atomarer Bewaffnung. Ungleichheiten auf Weltebene mit den Risiken immer neuer Konflikte sind durch technische Überlegenheiten (Nord-Süd-Gefälle) herbeigeführt, verbunden mit der Verbreitung einer durch-technifizierten Einheitszivilisation, die alte Kulturen u. Sozialgefüge zerstört. Die Erforschung u. Realisierung von Möglichkeiten, die durch Technologien erzeugten Schäden zu mindern, erfordern ihrerseits wieder enorme technische u. wirtschaftliche Anstrengungen. Mit der Erkenntnis der Unübersichtlichkeit der technischen Entwicklung, des hilflosen Ausgeliefertseins an Sachzwänge, Marktwirtschaft u. das Herrschaftswissen von Spezialisten verbindet sich bei vielen Menschen eine Mentalität der Resignation u. der Gleichgültigkeit. Aufrufe zu neuen Formen der Askese u. des Konsumverzichts haben ebenso wenig Breitenwirkung wie Appelle, sich unter ein ethisches ”Prinzig Verantwortung “ (H. Jonas † 1993) zu stellen.
(griech. = Herstellungskunst) als Verwirklichung der vielfältigen menschlichen Möglichkeiten, die Lebensverhältnisse humaner u. angenehmer zu gestalten, ist Gegenstand mehrerer Wissenschaften, darunter auch der theol. Ethik. Die ”Schübe“ oder ”Revolutionen“, durch die sich die T. in immer neuen Innovationen fortentwickelt, wurden seit Beginn der Neuzeit mit theol. Reflexionen teils begrüßend, teils warnend begleitet. Ins-besondere auf kath. Seite galt der technische Fortschritt als ”Fortsetzung der Schöpfung“, zu der Gott die Menschen ermächtigt habe, als er ihnen auftrug, sich ”die Erde untertan“ zu machen (Gen 1, 28). Noch das II. Vaticanum teilte (in GS, vor allem 33–39 54–72) diesen Fortschrittsoptimismus. Wie die kirchliche Sozialethik des 19. Jh. mahnte es lediglich zur Einhaltung der ethischen Normen, mit der Erinnerung daran, daß die Güter der Erde allen gehören, die Entwicklung dem Nutzen aller dienen u. die Errungenschaften besser verteilt werden müßten (vgl. auch LG 36 ). Seit den 70er Jahren des 20. Jh. (Bericht des ”Club of Rome“ über Grenzen des Wachstums 1972) zeigen sich Menschen aller Weltanschauungen zunehmend sensibilisiert durch die Folgen der umfassenden Technifizierung u. durch die Beobachtung, daß manche Auswirkungen nicht mehr rückgängig zu machen sind: einschneidende Veränderungen der Umwelt, Unbeherrschbarkeit mancher Technologien (Kernkraft, Chemie), Eingriffe in Erbanlagen (Gentechnik), neue Abhängigkeiten, von der Arbeitslosigkeit bis hin zur Süchtigkeit, infolge der Informations- u. Kommunikationstechnik (industrielle Rationalisierung, Medien- u. Vergnügungsindustrie). Den Fortschritten in den Abrüstungsbemühungen bei Massenvernichtungswaffen in der ”Ersten Welt“ entsprechen negativ der Waffenhandel mit der Dritten Welt u. deren Griff nach atomarer Bewaffnung. Ungleichheiten auf Weltebene mit den Risiken immer neuer Konflikte sind durch technische Überlegenheiten (Nord-Süd-Gefälle) herbeigeführt, verbunden mit der Verbreitung einer durch-technifizierten Einheitszivilisation, die alte Kulturen u. Sozialgefüge zerstört. Die Erforschung u. Realisierung von Möglichkeiten, die durch Technologien erzeugten Schäden zu mindern, erfordern ihrerseits wieder enorme technische u. wirtschaftliche Anstrengungen. Mit der Erkenntnis der Unübersichtlichkeit der technischen Entwicklung, des hilflosen Ausgeliefertseins an Sachzwänge, Marktwirtschaft u. das Herrschaftswissen von Spezialisten verbindet sich bei vielen Menschen eine Mentalität der Resignation u. der Gleichgültigkeit. Aufrufe zu neuen Formen der Askese u. des Konsumverzichts haben ebenso wenig Breitenwirkung wie Appelle, sich unter ein ethisches ”Prinzig Verantwortung “ (H. Jonas † 1993) zu stellen.