Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Synoptische Evangelien
   (griech. ”synopsis“ = Zusammenschau). Die drei Evangelien Mt, Mk u. Lk werden seit dem Ende des 18. Jh. ”synoptische“ genannt, nachdem man die Möglichkeit erkannt hatte, ihre Texte in Spalten nebeneinander zu drucken, um Identitäten, Ähnlichkeiten u. Unterschiede in einer ”Zusammenschau“ feststellen zu können. Joh wird nicht einbezogen, da es sich nur mit rund 9 % seines Bestands mit den Synoptikern berührt. Mehrere Hypothesen versuchten die Abhängigkeitsverhältnisse der drei Evangelien aufzuhellen u. damit die Frage nach dem ältesten von ihnen zu beantworten. Von der Mehrzahl der Exegeten wird heute die ”Zwei-Quellen-Theorie“ vertreten, nach der Mk das älteste Evangelium ist u. Mt u. Lk eine Logienquelle sowie Mk zu jeweils unabhängiger Verarbeitung benützt haben. a) Mk zeichnet Jesus in seiner Sendung von Gott als Messias u. als Sohn Gottes , in dem die Herrschaft Gottes nahege-kommen ist, u. erzählt seinen Weg durch Galiläa u. von dort nach Jerusalem. Nach seiner Passion u. Auferweckung treten die Jünger in seine Sendung an die ”Völker“ ein. Der Schluß des Mk 16, 9–20 gilt allgemein als unecht. Als Entstehungsort wird Palästina oder Syrien angenommen. – b) Mt schildert mit einem ”Stammbaum“ Jesu u. in der Kindheitserzählung Jesus als von Gott vorherbestimmten Messias, mit Interesse an Erfüllungen atl. Prophetie, u. beschließt das Evangelium mit einer Aussendungsrede des Auferweckten, so daß die Sendung auf ”alle Völker“ ausgeweitet wird. Fünf Redekompositionen charakterisieren dieses Evangelium. Jesus tritt in Vollmacht als Verkünder des eschatologischen Heils auf. Auffällig sind Passagen, die eine polemische Einstellung gegen das Judentum bezeugen, ohne daß die von Mt angekündigte Kirche als Ablösung Israels verstanden wird. Indizien weisen auf Syrien als Entstehungsort. – c) Lk bildet zusammen mit Apg das ”lukanische Doppelwerk“ (vgl. Lk 1, 1). Das Evangelium ist um genaue u. eingehende Schilderungen (aber nicht im Sinn moderner Geschichtsschreibung) bemüht. Kindheitserzählungen u. Ausführungen über die Taufe gelten Johannes dem Täufer u. Jesus. Die Berichte über das Wirken Jesu in Nazaret, über seinenWeg nach Jerusalem u. sein Lehren im Tempel weisen wie auch die übrigen Passagen ein umfangreiches Sondergut (etwa die Hälfte des Textes) auf. In Verbindung mit Apg wird deutlich, daß Lk auch Entstehung u. Sendung der Kirche auf den Willen Gottes zurückführen will. Lk gilt als in Kleinasien entstandene, an hellenistische Heidenchristen gerichtete Schrift.
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