Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Synkretismus
   (griech. = Lehre oder Praxis der Vermischung) bezeichnet die religiöse Vermischung von Elementen, die aus der Überlieferung verschiedener Religionen stammen. Bei stärkeren Vorbehalten der ev. Theologie, das Christentum als synkretistische Religion zu verstehen, zeichnet sich gegenwärtig doch die Möglichkeit eines theol. Konsenses ab, daß der faktisch unbestreitbare S. des Christentums seine innere Stärke u. Dynamik, seine Fähigkeit zur Universalisierung anzeige. Je umfangreicher u. länger das Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen u. Weltanschauungen dauert, umso wahrscheinlicher ist eine gegenseitige Beeinflussung (vor allem in Sprache, Riten u. Ethik). Klassische Beispiele bieten die ”Umwidmungen“ ”heidnischer“ Feste durch das Judentum u. Christentum oder die Beeinflussung der Theologie durch den Hellenismus, des Kirchenrechts durch das römische Recht. Im Dialog derWeltreligionen u. in den notwendigen Versuchen, eigene Auffassungen in die Sprache der anderen zu ”übersetzen“, sind immer auch synkretistische Elemente enthalten. Das II. Vaticanum u. manche ev. Stimmen äußern sich insofern positiv zum S., als sie Gottes Offenbarung auch in anderen Religionen u. Kulturen anerkennen u. bei ihnen ”Wahres u. Heiliges“ wahrnehmen, das auch im eigenen Bereich fruchtbar werden kann. Die Warnungen vor Gefährdung der eigenen Identität u. die Tendenzen, sich stärkstens von anderen Religionen u. Weltanschauungen abzugrenzen u. diese abzuwerten, kommen aus dem Fundamentalismus .
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