Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Symbol
   (griech. = das Zusammengefügte, Erkennungszeichen) ist nicht gleichbedeutend mit Bild oder Repräsentation, sondern bezeichnet die Herstellung eines Zusammenhangs, u. zwar wird etwas sinnenhaft Wahrnehmbares in einem bestimmten Sinn gedeutet, zum ”Sinnbild“ erhoben, oder aber es ist von sich aus geeignet, einen bestimmten Sinn zu bedeuten. Im kirchlichen Sprachgebrauch kommt S. Ende des 2. Jh. als Bezeichnung für das Glaubensbekenntnis vor: Das Sprechen des Bekenntnisses als wahrnehmbares Element begründet die Zusammengehörigkeit der Bekennenden im Glauben jeweils neu. Von dieser Bedeutung her erklärt sich die theol. Fachrichtung der Symbolik. Eine konsequente Anwendung des Begriffs S. in der Theologie findet sich erst im 20. Jh., wobei die wesentlichen Impulse von P. Tillich († 1965) u. K. Rahner († 1984) ausgingen. Es wurde betont, daß S. mehr besagt als nur ein von Menschen willkürlich gewähltes Zeichen als Hinweis auf eine bestimmte, an sich verborgeneWirklichkeit, die raum-zeitlich, geschichtlich zur Erscheinung gebracht werden soll (S. durch Übereinkunft oder Konvention). Im vollen Sinn besagt S., daß ”etwas“ sich selber in einem anderen zur Erscheinung bringt u. sich so ”äußert“; das so verstandene ”eigentliche“ S. heißt bei Rahner ”Realsymbol “. Von da aus eröffnen sich Verständniszugänge zu zentralen Glaubensaussagen: Der Vater in der Trinität ist er selber, indem er sich selber in seinemWort aussagt u. sich dabei von diesem unterscheidet. Jesus Christus ist das Ursakrament der Selbstmitteilung Gottes an die Kreatur; er ist ”dasjenige“, was Gott wird, wenn er bekunden will, was er in seinem Verhältnis zur Kreatur ist. Die menschliche Seele ”ist“, d. h. sie vollzieht ihr eigenes Wesen, indem sie sich in dem von ihr verschiedenen Leib zum Ausdruck bringt, sich (als Form) in ihm ”verleiblicht“. – Der Begriff des S. spielt auch in anderen Wissenschaften eine große Rolle, ohne daß es je zu einem Konsens über seine Definition gekommen wäre. In der Philosophie existieren umfassende Symboltheorien, z. B. bei E. Cassirer († 1945), u. engere Symboltheorien, z. B. in der Zeichenlehre (F. de Saussure †1913 u. a.). Mathematik, Tiefenpsychologie, Entwicklungspsychologie u. Wissenschaften, die sich mit Kommunikation u. symbolischen Interaktionen befassen, haben jeweils ihr eigenes Symbolverständnis.
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