Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Subjekt
   (lat. = das Darunterliegende), ein in Philosophie u. Theologie wichtiger Begriff, der bis zum 18. Jh. dasjenige bezeichnete, was bestimmten Eigenschaften u. Wirkungen als ”Träger“ zugrundeliegt, also die Substanz . Diese Bedeutung verändert sich nach R. Descartes († 1650) radikal. S. bezeichnet seither nur noch das Ich, das seiner selbst bewußt ist, allem Denken u. Wollen als letzte Einheit zugrundeliegt. Die Frage nach dem Verhältnis von S. u. Objekt in der Erkenntnis wurde bereits in der griech. Antike gestellt. Nach I. Kant († 1804) umfaßt die Wesensstruktur des Subjekts, die Subjektivität, ohne Ausnahme alles; sie enthält als ”transzendentale Bedingung der Möglichkeit“ alle Objekte (Gegenstände) in sich.Wenn das S. seine Freiheit verwirklicht, übernimmt es Verantwortung. Die weitere Philosophie des 19. Jh. befaßte sich mit der möglichen Entfremdung des Subjekts von der objektiven Welt u. deren Aufhebung. Eine weitere wichtige Ergänzung über das Selbstbewußtsein hinaus brachte die Reflexion über die ”Selbstverwirklichung“ des Subjekts. Im 20. Jh. wurde der Zusammenhang zwischen dem Selbstverständnis des Subjekts u. seinem Verstehen der geschichtlichen u. sozio-kulturellen Bedingungen thematisiert. Die Theologie berücksichtigte bei ihrem Ausgang von der subjektiven Situation des Menschen die neuzeitlichen Erkenntnisse u. versuchte, die Engführung der Subjektivität auf ”Selbstbesitz“ durch ein relationales Denken zu überwinden.
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