Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Stammesreligionen
   ein Begriff der Religionswissenschaft, der die religiösen Anschauungen u. Praktiken kleinerer Religionsgemeinschaften vor allem in Afrika, Indonesien u. Südamerika im Unterschied zu anderen Religionen bezeichnet. Frühere, noch weniger zutreffende Benennungen waren ”Naturreligionen“ oder ”primitive Religionen“. Von vielen Eigentümlichkeiten, die den St. zugeschrieben wurden, haben manche sich bei genauerer Kenntnis als nicht zutreffend erwiesen, z. B. Ahnenverehrung. Am ehesten sachgerecht ist eine Auffassung von Allbeseelung (Animismus) . Kennzeichnend ist die Vererbung der Religion durch Zugehörigkeit zu einer nach außen abgeschlossenen Gesellschaft, nur ungenau ”Stamm“ genannt (Unmöglichkeit von Konversionen, Verzicht auf jegliche Mission). Göttliche Führungen werden unmittelbar erlebt u. rituell erfleht.Weltdeutungen in Mythen u. Symbolen gehören zum Geheimwissen geistlicher Führer. Dem friedlichen Sozialverhalten gilt große Aufmerksamkeit. In der Stellungnahme des II. Vaticanums zu den nichtchristlichen Religionen sind die St. mitgemeint: ”So sind auch die übrigen in der ganzen Welt verbreiteten Religionen bemüht, der Unruhe des menschlichen Herzens auf verschiedene Weise zu begegnen, indem sie Wege weisen: Lehren u. Lebensregeln sowie auch heilige Riten. Die kath. Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr u. heilig ist“ (NA 2 ).
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