Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Spiritualität
   ein vieldeutiger Begriff, der wohl auf dem Weg über Frankreich (”spiritualité“) u. mit der Herkunft von lat. ”spiritualis“ = geistig, geistlich (griech. ”pneumatikos“), in der 2. Hälfte des 20. Jh. sehr weit verbreitet wurde. Es bezeichnet im christlichen Verständnis umfassend ein ”Leben aus dem Geist“ (K. Rahner), womit sowohl die innerste Gottesbeziehung, eine bewußte subjektive Haltung gegenüber dem im Menschen gegenwärtigen Heiligen Geist als auch die den Mitmenschen zugewandte Glaubenspraxis gemeint sind. Daraus ergibt sich, daß trotz der Betonung des Geistes eine Absage an menschliche Sinnlichkeit u. Weltflucht nicht Bestandteile christlicher Sp. sind. Im deutschen christlichen Bereich verdrängt das Wort Sp. zunehmend den älteren Begriff ”Frömmigkeit“, mit dem eher eine engere persönliche Lebensgestaltung aus dem Glauben bezeichnet wird, während die Sp. von einer Vielgestaltigkeit des Geistwirkens ausgeht. Eine ausweitende Verwendung von Sp. für nichtchristliche oder auch nichtreligiöse existentielle Grundhaltungen (die Überzeugung verbunden mit der Praxis) ist möglich. Wie vielschichtig der Begriff Sp. ist, zeigen allein im christlichen Bereich die unterschiedlichsten Konzeptionen: Ordens- oder monastische Sp., Laien-Sp., missionarische Sp., biblische Sp., afrikanische, asiatische, mediterrane Sp., jüdische, ökumenische, orthodoxe Sp. usw. Abhandlungen zur Geschichte der Sp. umfassen so verschiedene Themen wie Geschichte derMystik, der Gebetsformen, der charismatischen Aufbrüche u. Bewegungen.
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