Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Sola Scriptura
   (lat. = allein durch die Schrift), die Lehre der ev. Theologie, daß die Heilige Schrift kraft des Heiligen Geistes sich selber Verstehen verschafft, sich selber genügend interpretiert, so daß ein Lehramt, das die Bibel verbindlich auslegt, u. eine Tradition, die ebenfalls für den Glauben normativ wäre, überflüssig sind. Vonseiten der kath. Theologie wird dagegen geltend gemacht, daß sich mit dem S.-S.-Prinzip der biblische Kanon nicht begründen läßt, da dieser ja aus der Schrift selber nicht zu entnehmen ist. Ferner: Die urchristliche Verkündigung (Kerygma) begann mit dem Anspruch, Glauben zu finden u. sich als Autorität auf Jesus selber berufen zu können, lange Zeit vor der Schrift. Trotz der Bemühungen des II. Vaticanums um das Verhältnis von Schrift u. Tradition (vor allem in DV 9f .) ist es – abgesehen von der Bedeutung des kirchlichen Lehramts für die richtige Auslegung der Schrift – für die kath. Theologie eine noch immer nicht entschiedene Frage, ob die Schrift im Hinblick auf die Offenbarung Gottes nicht doch inhaltlich allein genügt. Es ist der kath. Theologie auch klar, daß die Frage des biblischen Kanons in der Thematik des S. S. nicht verallgemeinert werden kann. Angesichts der beiderseits offenen Fragen stellt die S.-S.-Lehre keinen Grund zur Trennung der christlichen Kirchen dar.
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