Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Sohn Gottes
   Der Begriff S. G. wird in der Glaubensüberlieferung in mehrfacher Weise verwendet. 1) In der Christologie ist S. G. ein Würdetitel Jesu Christi . Die ntl. Grundlage dafür besteht in jenen Zeugnissen, nach denen sich Jesus in einem einzigartigen, vertrauensvollen Verhältnis zu Gott als seinem Vater wußte, wenn er sich selber auch nicht als S. G. bezeichnet hat u. wenn auch das Verständnis Gottes als des Vaters nicht christliches Eigengut, sondern Bestandteil des Glaubens Israels ist (Jes 6, 15 f.; 64, 8). In der Reflexion der ersten drei Jahrhunderte wurden atl. Texte (Ps 2, 7) christologisch in Anspruch genommen u. mit ntl. [c darkviolet]Präexistenz-Aussagen kombiniert, so daß der Begriff S. G. auch im Hinblick auf Jesu Wesenseinheit mit dem Vater trinitarisch verwendet wurde. Die dogmatische Formulierung gegen den Arianismus besagt, daß der Vater durch Mitteilung des göttlichen Wesens den Sohn ”zeugt“. In dieser analogen Aussage soll das Gezeugtsein den wesentlichen Unterschied zu Geschaffensein festhalten; analog ist sie, weil ”zeugen“ an sich einen zeitlich sehr begrenzten Vorgang mit zeitlichem Beginn u. Ende u. gegebenenfalls dem Hervorbringen eines Neuen u. völlig Selbständigen bezeichnet, u. weil all dies in der dogmatischen Aussage nicht gemeint ist. In der neueren Theologie wird erwogen, ob der Begriff S. G. nicht besser dem Verhältnis des irdischen Menschen Jesus zu seinem Vater vorbehalten bliebe u. für den ersten innergöttlichen ”Hervorgang“ der biblisch bestens bezeugte Begriff Logos (hebr. ”dabar“) verwendet würde, um das Mißverständnis zu vermeiden, daß durch die Mitteilung des göttlichen Wesens durch den Vater ein zweites Gott-Subjekt entstünde. – 2) Die Bibel beider Testamente bezeichnet auch Menschen als Söhne Gottes. Vorweg ist festzuhalten, daß diese maskuline Form sozio-kulturell bedingt ist. Der Sache nach sind Töchter Gottes gleichberechtigt mitgemeint, so daß die betreffenden Aussagen besser mit ”Kinder Gottes“ übersetzt würden (Gotteskindschaft) . Das NT versteht die Menschen nicht schöpfungstheologisch als Kinder Gottes. Vielmehr bezeichnet es den gerechtfertigten Menschen als S. G. Seine Sohnschaft wird, als Tat der freien Gnade Gottes, als ”Kindesannahme “ (”Adoption“) bezeichnet (Röm 8, 15; Gal 4, 5 u. ö.). Da aber auch bei der Rechtfertigung des Menschen eine reale Selbstmitteilung Gottes an denMenschen geschieht, spricht die Schrift von Zeugung aus Gott, Geburt aus Gott, Wiedergeburt (Joh 1, 13; Tit , 5; 1 Joh 2, 29 u. ö.). – Vater .
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