Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Skotismus
   eine Lehrrichtung in der kath. Theologie, die nach dem schottischen Franziskaner Johannes Duns Scotus († 1308, begraben in Köln) benannt ist, von einer gewissen Auseinandersetzung mit dem [c darkviolet]Thomismus bestimmt ist u. bis zur Gegenwart vertreten wird. Die Philosophie des S. ist durch eine im Gegensatz zu Thomas von Aquin († 1274) stehende Auffassung des Seienden u. damit durch ein neues Verständnis von Metaphysik charakterisiert. Den Hintergrund der Theologie des S. bildet der Augustinismus in konstruktiver Auseinandersetzung mit dem Aristotelismus . In seiner Gotteslehre betont der S., daß GottesWesen am besten als unendliche, freie, den Geschöpfen selbstlos geschenkte Liebe zu erfassen ist. Diese Liebe gilt im S. als das primäre Motiv der Menschwerdung (Inkarnation). Sie verlangt, gerade auch im Hinblick auf das erlösende Leiden Jesu Christi, eine selbstlos liebende Antwort des Menschen. Der S. identifiziert Rechtfertigungsgnade u. Liebe u. versteht daher die Freiheit u. das Glück des Menschen als von Gott geschenkte selbstlose Gottesliebe. Von da aus hat für den S. der mit dem Liebesaffekt verbundene Wille in der Anschauung Gottes den Vorrang vor der beglückenden Erfüllung des Intellekts.
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