Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Semipelagianismus
   (”halber“, gemäßigter Pelagianismus), Ende des 16. Jh. aufgekommene Bezeichnung für den Versuch einiger gallischer Theologen (Vinzenz von Lérins † vor 450, Faustus von Reij † etwa 490), zwischen dem Pelagianismus u. der von Augustinus († 430) beeinflußten Gnadenlehre der Großkirche zu vermitteln. Vinzenz führte gegen Augustinus vor allem sein berühmtes Traditions-Argument an. Faustus lehrte, ein Mensch könne sich auch ohne zuvorkommende Gnade aus eigenem Willen Gott zuwenden, so daß der Heilsanfang demMenschen zuzuschreiben wäre u. Gott die Vollendung des Heilswerks durch die Gnade überlassen bliebe (Synergismus). Diese Lehre wurde auf Betreiben des Caesarius von Arles († 542) auf der kirchlich anerkannten Synode von [c darkviolet]Orange (wohl Valence 528) verurteilt. Kirchlich unbehelligt blieb die Ablehnung der rigorosen Prädestinations-Lehre des Augustinus durch die Vertreter des S. – Eine gewisse Aktualität hat der S. in der seit dem II. Vaticanum aufgekommenen unpräzisen Redeweise von ”Menschen guten Willens“.
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