Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Selbstverleugnung
   ein biblischer Begriff (Mt 16, 24 ff.; vgl. Tit 2, 12), der dem Mißverständnis ausgesetzt ist, als werde mit ihm der richtig verstandenen Autonomie u. Selbstverwirklichung des menschlichen Ich abgesagt. In Wirklichkeit setzt er gerade aktiven Selbstbesitz u. Selbstverfügung voraus. Mit dem Wort von der S. ist eine Entscheidungssituation angesprochen, die von einer Gotteserfahrung oder vom Vernehmen des Rufs zur Nachfolge Jesu geprägt ist. In dieser Situation sieht sich ein Mensch vor die Wahl gestellt, ob er trotz der für ihn evidenten Gotteserfahrung oder trotz des Rufs an seinem subjektiven Glücksverlangen festhalten oder der Stimme Gottes (vgl. auch Gewissen) gehorchen will. Annahme u. Praxis dieses Gehorsams werden dann wie ein Sterben u. Aufgeben seiner selbst, als tödlicherWiderspruch des göttlichen Pneuma imMenschen gegen das ”Fleisch“ (Sarx) erfahren. In der richtig verstandenen Askese ist ein aktives Entgegengehen auf diese Situation einer radikalen Entscheidung zu sehen.
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