Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Selbsttranszendenz
   ein vor allem von K. Rahner († 1984) in der Theologie in zentralen Zusammenhängen verwendeter Begriff. Er setzt die Überlegung voraus, daß in der Schöpfung wahrhaft Neues entsteht, das nicht einfach das Produkt von etwas vorgegebenem Alten ist, also einWirken jener ”absolut unabhängigenMacht voraussetzt, die wir Gott nennen“. Dieses Einwirken Gottes kann u. darf um der göttlichen [c darkviolet]Transzendenz Gottes willen nicht als eine Ursächlichkeit unter anderen, als ein schöpferisches Eingreifen von außen in Naturabläufe verstanden werden, wobei das Vorhandene sich gegenüber dem von außen zugefügten Neuen rein passiv verhielte. Vielmehr ließe sich das schöpferische Wirken Gottes als die wahre Ermöglichung einer Selbstüberschreitung des Vorgegebenen, als S., denken. ”Fälle“, in denen eine solche S. ernsthaft in Betracht gezogen werden könnten, sind das Entstehen von Leben aus anorganischerMaterie, das Werden von menschlichem Bewußtsein aus tierischen Vorgegebenheiten (Hominisation), die wahre Elternschaft von Mutter u. Vater auch bei der Seele eines Kindes (Erschaffung des Menschen ), die Selbstüberbietung des in sich eingeschlossenen Menschen in Akten der Liebe. Zu bedenken wäre die Möglichkeit, die Transformation der menschlichen Existenz im Tod u. die des Kosmos bei der Vollendung der Schöpfung als von Gott gewährte S. zu verstehen. Soweit heutige Naturwissenschaft u. Theologie überhaupt in einem Dialog miteinander stehen, wird von naturwissenschaftlicher Seite darauf hingewiesen, daß bei der Theorie der S. die Konzeption des wahrhaft ”Neuen“ zu hinterfragen wäre, u. daß es notwendig wäre, die Koexistenz des (transzendenten) Grundes u. der (kategorialen) innerweltlichen Ursachen im Denken zu vermitteln, um die Gefahr zu vermeiden, für ein u. dasselbe Geschehen doch zwei Ursachen annehmen zu müssen.
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