Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Selbstliebe
   ist ein ausdrückliches Gebot der Offenbarung Gottes in beiden Testamenten (Lev 19, 18; Mk 12, 31; Goldene Regel ). Sie besteht grundlegend in der Bejahung des eigenen Daseins u. in der Annahme der eigenen Subjektivität, verbunden mit dem Willen, Defizite u. Schuldsituationen realistisch als die eigenen anzuerkennen, sich produktiv mit ihnen auseinanderzusetzen u. sie nicht zum Anlaß für Selbsthaß u. Selbstverachtung zu nehmen. Die S. kann, muß aber nicht, theol. fundiert werden in der Überlegung, daß mit dem individuellen Leben der liebendeWille Gottes zu dem betreffenden Ich schöpferisch wirksam wurde u. daß im Angebot der vergebenden Gnade jede denkbare Situation des Ich von der Liebe Gottes umfangen ist. In der religiösen Tradition wurde in Abkehr von der ausdrücklichen Gottesweisung immer wieder (krankhafter u. krankmachender) Haß auf sich selber als religiöser Akt empfohlen.
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