Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Schuld
   als religiöser u. theol. Begriff läßt sich von Sünde unterscheiden. Wenn Sünde eher einen Akt (in Gesinnung u. Tun) meint, bezeichnet Sch. die daraus entspringende Schuldverhaftung, das Geschuldete, dasjenige, dem der Schuldspruch des Gewissens gilt. Der Begriff der Sch. hat in den heutigen säkularisierten Gesellschaften nicht die gleiche Erosion erfahren wie der Begriff der Sünde. Wenn die These auch richtig sein mag, daß ”Unschuldswahn“ u. ”Entschuldigungsmechanismen“ weit verbreitet sind, so fehlt es doch nicht an vielfältigen Schuldgefühlen u. an dem Bedürfnis, sich Geschädigten oder Beleidigten gegenüber zu entschuldigen. Auch die Erfahrung von Unterlassungen (der Verweigerung von Liebe) führt zu Schuldgefühlen (Gleichgültigkeit als Komplizenschaft: A. Camus †1960). Psychologie u. Psychiatrie befassen sich mit krankhaftem Schuldbewußtsein, wie es nicht zuletzt durch perverse kirchliche Verkündiger, die Menschen in permanenten Anklagezustand zu versetzen suchen, eingeimpft wird, zumal in so sensiblen Bereichen wie der Sexualität. Sch. kann, wo die Möglichkeit der Vergebung nicht (mehr) erscheint, als ausweglos erfahren werden.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Schuld