Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Schriftbeweis
Dieser Begriff bezeichnet das theol. Vorgehen, eine dogmatische oder ethisch-praktische Lehre durch ein oder mehrere Schrifttexte biblisch zu begründen. Das Verfahren wird in der Schrift selber praktiziert. Auffallend sind die ”Erfüllungszitate“ im NT , mit denen ”bewiesen“ werden soll, daß die jungfräuliche Empfängnis Jesu, seine Messianität, sein Leiden usw. in einzelnen Texten des AT ”vorausgesagt“ waren. Auf jüdischer wie auf christlicher Seite dienen der Rückgriff auf Allegorie, in der Kirchenväterzeit auch auf den ”spirituellen Sinn“ (Schriftsinne), als ”Beweisführung “. Die Bezugnahme auf Bibeltexte wird schon im kirchlichen Altertum ergänzt durch die Regula fidei , die Argumentation mit der Tradition, im Mittelalter zusätzlich mit der ”Vernunft“ (”ratio“). Schon vorreformatorische Kirchenkritiker führen gegen konkrete kirchlicheMißstände u. gegen das Papsttum Schrifttexte an. Bei M. Luther († 1546) tritt an die Stelle des ”Beweises“ die Glaubensforderung der Schrift; sein Schriftgebrauch ist streng auf Jesus Christus u. das Evangelium konzentriert. Anders als bei Luther ist im Calvinismus u. in den [c darkviolet]Bekenntnisschriften der Sch. von Bedeutung. Der ”unwissenschaftliche“ Umgang der Kirchenväter u. der Scholastik mit Bibeltexten fand mit der historisch-kritischen Exegese ein Ende. Gelegentlich (z. B. auf dem Konzil von [c darkviolet]Trient, aber bei nur wenigen Anlässen) trat an die Stelle einer ”Beweisführung“ der Versuch, eine Lehre als ”schriftgemäß“ (Nichtwidersprüchlichkeit) aufzuzeigen. Katholischerseits ist anerkannt, daß die Schrift nicht als ”Steinbruch“ für die nachträgliche Rechtfertigung einer ohne Bibel aufgestellten Theorie mißbraucht werden darf, auch nicht vom Lehramt, das seinerseits unter der Schrift steht (II. Vaticanum DV 10 ). Da die Heilige Schrift als die unmittelbare u. letzte Quelle der ganzen göttlichen [c darkviolet]Offenbarung anzusehen ist, hat die ganze Theologie in allen ihren Einzelwissenschaften, Bemühungen u. Resultaten sich als biblisch begründet auszuweisen (die Schrift ”gleichsam die Seele der ganzen Theologie“: II. Vaticanum OT 16 ).
Dieser Begriff bezeichnet das theol. Vorgehen, eine dogmatische oder ethisch-praktische Lehre durch ein oder mehrere Schrifttexte biblisch zu begründen. Das Verfahren wird in der Schrift selber praktiziert. Auffallend sind die ”Erfüllungszitate“ im NT , mit denen ”bewiesen“ werden soll, daß die jungfräuliche Empfängnis Jesu, seine Messianität, sein Leiden usw. in einzelnen Texten des AT ”vorausgesagt“ waren. Auf jüdischer wie auf christlicher Seite dienen der Rückgriff auf Allegorie, in der Kirchenväterzeit auch auf den ”spirituellen Sinn“ (Schriftsinne), als ”Beweisführung “. Die Bezugnahme auf Bibeltexte wird schon im kirchlichen Altertum ergänzt durch die Regula fidei , die Argumentation mit der Tradition, im Mittelalter zusätzlich mit der ”Vernunft“ (”ratio“). Schon vorreformatorische Kirchenkritiker führen gegen konkrete kirchlicheMißstände u. gegen das Papsttum Schrifttexte an. Bei M. Luther († 1546) tritt an die Stelle des ”Beweises“ die Glaubensforderung der Schrift; sein Schriftgebrauch ist streng auf Jesus Christus u. das Evangelium konzentriert. Anders als bei Luther ist im Calvinismus u. in den [c darkviolet]Bekenntnisschriften der Sch. von Bedeutung. Der ”unwissenschaftliche“ Umgang der Kirchenväter u. der Scholastik mit Bibeltexten fand mit der historisch-kritischen Exegese ein Ende. Gelegentlich (z. B. auf dem Konzil von [c darkviolet]Trient, aber bei nur wenigen Anlässen) trat an die Stelle einer ”Beweisführung“ der Versuch, eine Lehre als ”schriftgemäß“ (Nichtwidersprüchlichkeit) aufzuzeigen. Katholischerseits ist anerkannt, daß die Schrift nicht als ”Steinbruch“ für die nachträgliche Rechtfertigung einer ohne Bibel aufgestellten Theorie mißbraucht werden darf, auch nicht vom Lehramt, das seinerseits unter der Schrift steht (II. Vaticanum DV 10 ). Da die Heilige Schrift als die unmittelbare u. letzte Quelle der ganzen göttlichen [c darkviolet]Offenbarung anzusehen ist, hat die ganze Theologie in allen ihren Einzelwissenschaften, Bemühungen u. Resultaten sich als biblisch begründet auszuweisen (die Schrift ”gleichsam die Seele der ganzen Theologie“: II. Vaticanum OT 16 ).