Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Schönheit
   (deutsch sprachlich von ”schauen“) ist bei Thomas von Aquin († 1274) das Leuchten der Form, eine unmittelbare, notwendige Wesensbestimmung des Seins, die alle anderen Wesensbestimmungen vollendet. Jedes Seiende ist darum (in seiner Art u. in seiner Partizipation am Sein) schön. Die Sch. wächst in dem Maß, in dem nach aristotelisch-thomistischer Philosophie das Leben sich steigert. So findet sie sich im Materiellen als Symmetrie, Proportion u. Harmonie oder als das Funktionelle, im Organischen als Vitalität u. Rhythmus. Von dieser Entelechie (Zielverwirklichung) her gesehen ist Gott das (der) absolut Schöne, die Sch. im höchsten Maß. Der Mensch kommt über sein Begehren hinaus, wenn er in der Kontemplation im Gefallen an der Sch. ruht. Die Sch. ist ein inneres Moment der Hoffnung, da das Unendliche als Exemplarursache u. Verheißung in allem Schönen anwest u. das Schöne (oft unbewußt, aber notwendig) in seiner Beziehung zum Unendlichen geliebt wird. In christlichem Glaubensverständnis kann es keine rein ästhetische Lebenshaltung geben (S. Kierkegaard † 1855), weil die reine Sch. erst für die Schau in der Vollendung in Aussicht gestellt ist, doch ist für den Glaubenden die Sch. in der Doxa- Herrlichkeit Gottes bereits Gegenwart. – Die ältere Theologie wandte ihre Aufmerksamkeit der Sch. zu: von Plotin († 270) aus Augustinus († 430), Ps.-Dionysios Areopagites (um 500), Bonaventura († 1274). Lange Zeit wurde die Sch. nur noch im Zusammenhang mit Liturgie u. christlicher Kunst thematisiert. Neuerdings gilt der Sch. das intensive Bemühen einer theol. Ästhetik.
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