Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Schicksal
   Menschliches Dasein vollzieht sich zwischen zwei Polen. Auf der einen Seite sind Menschen fähig zu freier, bewußter Planung u. deren Verwirklichung (Person), auf der anderen Seite sind sie fremden, unberechenbaren u. oft unbeherrschbaren Einflüssen ausgesetzt (Schicksal = das Zugeschickte). Letztere werden von manchen Religionen Mächten zugeschrieben, die z.T. personifiziert werden (altgermanisch die Nornen; griech. ”moira“, lat. ”fatum“). Ein solcher Schicksalsglaube ist im Christentum nicht möglich: Die nichtgöttlichen Gewalten u . Mächte sind beherrschbar; die Schicksalsfügungen werden Gott allein zugeschrieben, der das unverfügbare Geheimnis schlechthin ist; auf ihn als den Schöpfer sind die physischen, aus Naturabläufen entstehenden Übel sowie die Existenz der menschlichen, für Mißbrauch offenen Freiheit zurückzuführen. Dieser Gott respektiert die Freiheit seiner Geschöpfe, hat in der Menschwerdung seines Logos die dunklen, verhüllten Seiten des menschlichen Schicksals selber erfahren u. in Tod u. Auferweckung Jesu den Weg zu deren Verwandlung aufgezeigt. Die Problematik der Theodizee verbietet es, konkrete Einzelheiten des menschlichen Schicksals einer göttlichen Vorherbestimmung zuzuschreiben.
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