Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Sakral und profan
Sakral (lat. = auf das ”sacrum“, das Heilige bezogen) ist einWort, mit dem dasjenige bezeichnet werden soll, was in einer besonderenWeise zum Heiligen gehört oder auf es hingeordnet ist: der Kult, die durch Weihe zum Dienst am Heiligen bestellten Personen oder Dinge. Profan (lat. = was ”pro“, vor, dem ”fanum“, dem heiligen Bereich, liegend gedacht wird) sei der dem Heiligen entzogene Bereich, in einer bestimmten christlichen Auffassung die Welt, entweder verstanden als das Unheilige, Sündige, zur Sünde Verführende, oder das auf Autonomie von der Religion Beharrende. Dieses in der christlichen Tradition wiederholt auftauchende Modell geht von der Vorstellung aus, Bereiche der Welt ließen sich ausdrücklich dem Heiligen reservieren, Menschen u. Dinge könnten sich zeitweise oder auf Dauer dorthin absondern lassen u. nur von diesem sakralen Bereich aus sei ein unmittelbarer Bezug zu Gott möglich. Dagegen steht die religiöse u. theol. Auffassung, daß das Christentum die Welt insofern als profan versteht, als sie von dem schöpferischenWillen Gottes in einen Prozeß wachsender Selbständigkeit eingesetzt ist, der mit dem Prozeß fortwährender Selbstmitteilung Gottes an die Kreatur verbunden ist u. daher mit wachsender Selbständigkeit auch wachsende Nähe derWelt zu Gott bedeutet. Nach eben dieser Auffassung versteht sich das Christentum nicht als sakral, weil es von Gott nicht aus der Welt ausgegrenzt ist, sondern seinen Lebensvollzug in der Welt hat u. haben soll. Die negative Prägung der Welt (ihre ”konkupiszente Situation“) wird damit nicht geleugnet, aber die kritische Distanz des Christentums gegenüber dieser Situation besteht nicht in der Schaffung eines Sakralbereichs. Der zentrale ”kultische“ Vollzug des Christentums, die Eucharistie, in der das ”profane“ Leben u. Sterben Jesu vergegenwärtigt u. Impulse des Heiligen Geistes zum Leben unter den Verheißungen der Herrschaft Gottes in der Welt gewonnen werden, ist keine sakrale Handlung, in der eineMaterie oder Personen ”weltlos“ würden. Umso weniger können kirchliche Personen u. Institutionen, die immer auch vom ”Geist derWelt“ geprägt sind u. das gar nicht bestreiten können, sakral werden. Die beiden Begriffe können daher zur Verdeutlichung des christlichen Welt- u. Selbstverständnisses nichts beitragen.
Sakral (lat. = auf das ”sacrum“, das Heilige bezogen) ist einWort, mit dem dasjenige bezeichnet werden soll, was in einer besonderenWeise zum Heiligen gehört oder auf es hingeordnet ist: der Kult, die durch Weihe zum Dienst am Heiligen bestellten Personen oder Dinge. Profan (lat. = was ”pro“, vor, dem ”fanum“, dem heiligen Bereich, liegend gedacht wird) sei der dem Heiligen entzogene Bereich, in einer bestimmten christlichen Auffassung die Welt, entweder verstanden als das Unheilige, Sündige, zur Sünde Verführende, oder das auf Autonomie von der Religion Beharrende. Dieses in der christlichen Tradition wiederholt auftauchende Modell geht von der Vorstellung aus, Bereiche der Welt ließen sich ausdrücklich dem Heiligen reservieren, Menschen u. Dinge könnten sich zeitweise oder auf Dauer dorthin absondern lassen u. nur von diesem sakralen Bereich aus sei ein unmittelbarer Bezug zu Gott möglich. Dagegen steht die religiöse u. theol. Auffassung, daß das Christentum die Welt insofern als profan versteht, als sie von dem schöpferischenWillen Gottes in einen Prozeß wachsender Selbständigkeit eingesetzt ist, der mit dem Prozeß fortwährender Selbstmitteilung Gottes an die Kreatur verbunden ist u. daher mit wachsender Selbständigkeit auch wachsende Nähe derWelt zu Gott bedeutet. Nach eben dieser Auffassung versteht sich das Christentum nicht als sakral, weil es von Gott nicht aus der Welt ausgegrenzt ist, sondern seinen Lebensvollzug in der Welt hat u. haben soll. Die negative Prägung der Welt (ihre ”konkupiszente Situation“) wird damit nicht geleugnet, aber die kritische Distanz des Christentums gegenüber dieser Situation besteht nicht in der Schaffung eines Sakralbereichs. Der zentrale ”kultische“ Vollzug des Christentums, die Eucharistie, in der das ”profane“ Leben u. Sterben Jesu vergegenwärtigt u. Impulse des Heiligen Geistes zum Leben unter den Verheißungen der Herrschaft Gottes in der Welt gewonnen werden, ist keine sakrale Handlung, in der eineMaterie oder Personen ”weltlos“ würden. Umso weniger können kirchliche Personen u. Institutionen, die immer auch vom ”Geist derWelt“ geprägt sind u. das gar nicht bestreiten können, sakral werden. Die beiden Begriffe können daher zur Verdeutlichung des christlichen Welt- u. Selbstverständnisses nichts beitragen.