Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Reue
heißt in der theol. Sprache die Abkehr des Sünders von seiner [c darkviolet]Sünde u. Schuld u. die Neuorientierung seines Lebens in Glaube, Hoffnung u. Liebe zu Gott, als die von Gottes Gnade u. Initiative ermöglichte u. getragene Antwort des Menschen auf die von Gott geoffenbarte Vergebungsbereitschaft. Der Vorgang der R. ist also nicht Selbsterlösung, sondern ein dialogisches Geschehen zwischen Gott u. Mensch, bei dem die [c darkviolet]Gnade Gottes die freie, verantwortliche Antwort desMenschen auf sie, die Gnade, selber ermöglicht u. trägt. Zur biblischen Auffassung: Metanoia. Nach kirchlicher kath. Lehre kann die R. Phasen haben, die sich auch durch unterschiedliche Motive unterscheiden. Ein Mensch kann zu der Erkenntnis kommen, daß seine Sünde einen Widerspruch zum heiligen Willen Gottes darstellte, u. er kann sich dann in Gesinnung u. Tat von der Sünde distanzieren, weil er erwägt, daß die Gerechtigkeit Gottes ihn als Sünder verurteilen muß; diese R. heißt in der kirchlichen Tradition ”unvollkommene “ R. (”attritio“; vgl. Attritionismus). Gelangt die R., eventuell durch diese erste Phase hindurch wachsend, zu ihrer vollendeten Gestalt, zur Liebe Gottes um seinetwillen, so daß diese Liebe die Distanzierung von der Sünde bewirkt, trägt u. erhält, dann heißt die R. ”vollkommene R.“ (”contritio“; vgl. Kontritionismus). Über das Verhältnis der außersakramentalen u. der sakramentalen Vergebung zu diesen beiden Arten von R.: Bußsakrament. – Wenn einem Menschen dank der Gnade Gottes diese Distanzierung von der Sünde als Schuld vor Gott überhaupt gelingt, erscheint die Liebe zu Gott nicht als schwer, weil ein Mensch sich in der Freiheit seines Herzens immer an anderes weggeben ”muß“, an ein absolut gesetztes Endliches oder an Gott. Darum ist die durch Gottes Gnade geschenkte desillusionierende Befreiung von der Tyrannei eines einzelnen endlichen Lebenswertes, von dem man meint, ohne ihn sei das eigene Leben nicht denkbar u. man könne auch gegen den Willen Gottes auf ihn nicht verzichten, das eigentlich Entscheidende bei jeder R. Die Absage des Menschen an die freie, verantwortliche Tat seiner Vergangenheit, an die Sünde, gilt dem erkannten, eingesehenen ethischen Unwert dieser Tat u. der Gesinnung, deren ”Konkretion“ die Tat darstellte. Diese Absage ist nicht Flucht vor der Vergangenheit, sondern sie bedeutet, daß ein Mensch sich in Verantwortung u. Bekenntnis seiner Vergangenheit stellt. Diese Absage kann u. darf nicht heucheln. Sie ist vereinbar mit der unbestreitbaren Tatsache, daß auch eine böse Tat etwas ”Gutes“ wollte u. für denMenschen oft auch sehr viel Gutes bewirkt (eine Zunahme an Einsicht u. Erfahrungen, menschlicher ”Reifung“ u. a.). Viele Menschen empfinden die biblische u. kirchliche Lehre über die R. als nicht nachvollziehbare Zumutung, wenn sie sich von einem Ereignis distanzieren sollen, das von ihnen eventuell als beglückendes Erlebnis empfunden wurde u. jedenfalls wegen seiner guten Folgen vom konkret existierenden Menschen nicht mehr weggedacht werden kann. In einem solchen Fall scheinbarer Ausweglosigkeit ist statt einer immer wiederkehrenden Reflexion der Vergangenheit die positive, bedingungslose u. vertrauensvolle Hinwendung zum vergebenden Gott in Liebe der bessereWeg der Reue.
heißt in der theol. Sprache die Abkehr des Sünders von seiner [c darkviolet]Sünde u. Schuld u. die Neuorientierung seines Lebens in Glaube, Hoffnung u. Liebe zu Gott, als die von Gottes Gnade u. Initiative ermöglichte u. getragene Antwort des Menschen auf die von Gott geoffenbarte Vergebungsbereitschaft. Der Vorgang der R. ist also nicht Selbsterlösung, sondern ein dialogisches Geschehen zwischen Gott u. Mensch, bei dem die [c darkviolet]Gnade Gottes die freie, verantwortliche Antwort desMenschen auf sie, die Gnade, selber ermöglicht u. trägt. Zur biblischen Auffassung: Metanoia. Nach kirchlicher kath. Lehre kann die R. Phasen haben, die sich auch durch unterschiedliche Motive unterscheiden. Ein Mensch kann zu der Erkenntnis kommen, daß seine Sünde einen Widerspruch zum heiligen Willen Gottes darstellte, u. er kann sich dann in Gesinnung u. Tat von der Sünde distanzieren, weil er erwägt, daß die Gerechtigkeit Gottes ihn als Sünder verurteilen muß; diese R. heißt in der kirchlichen Tradition ”unvollkommene “ R. (”attritio“; vgl. Attritionismus). Gelangt die R., eventuell durch diese erste Phase hindurch wachsend, zu ihrer vollendeten Gestalt, zur Liebe Gottes um seinetwillen, so daß diese Liebe die Distanzierung von der Sünde bewirkt, trägt u. erhält, dann heißt die R. ”vollkommene R.“ (”contritio“; vgl. Kontritionismus). Über das Verhältnis der außersakramentalen u. der sakramentalen Vergebung zu diesen beiden Arten von R.: Bußsakrament. – Wenn einem Menschen dank der Gnade Gottes diese Distanzierung von der Sünde als Schuld vor Gott überhaupt gelingt, erscheint die Liebe zu Gott nicht als schwer, weil ein Mensch sich in der Freiheit seines Herzens immer an anderes weggeben ”muß“, an ein absolut gesetztes Endliches oder an Gott. Darum ist die durch Gottes Gnade geschenkte desillusionierende Befreiung von der Tyrannei eines einzelnen endlichen Lebenswertes, von dem man meint, ohne ihn sei das eigene Leben nicht denkbar u. man könne auch gegen den Willen Gottes auf ihn nicht verzichten, das eigentlich Entscheidende bei jeder R. Die Absage des Menschen an die freie, verantwortliche Tat seiner Vergangenheit, an die Sünde, gilt dem erkannten, eingesehenen ethischen Unwert dieser Tat u. der Gesinnung, deren ”Konkretion“ die Tat darstellte. Diese Absage ist nicht Flucht vor der Vergangenheit, sondern sie bedeutet, daß ein Mensch sich in Verantwortung u. Bekenntnis seiner Vergangenheit stellt. Diese Absage kann u. darf nicht heucheln. Sie ist vereinbar mit der unbestreitbaren Tatsache, daß auch eine böse Tat etwas ”Gutes“ wollte u. für denMenschen oft auch sehr viel Gutes bewirkt (eine Zunahme an Einsicht u. Erfahrungen, menschlicher ”Reifung“ u. a.). Viele Menschen empfinden die biblische u. kirchliche Lehre über die R. als nicht nachvollziehbare Zumutung, wenn sie sich von einem Ereignis distanzieren sollen, das von ihnen eventuell als beglückendes Erlebnis empfunden wurde u. jedenfalls wegen seiner guten Folgen vom konkret existierenden Menschen nicht mehr weggedacht werden kann. In einem solchen Fall scheinbarer Ausweglosigkeit ist statt einer immer wiederkehrenden Reflexion der Vergangenheit die positive, bedingungslose u. vertrauensvolle Hinwendung zum vergebenden Gott in Liebe der bessereWeg der Reue.