Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Rabbi
   (hebr. = mein Herr), Anrede des Lehrers der Tora im Judentum, im NT bezeugt u. auch als Anrede Jesu verwendet (Mk 4, 38; 9, 17 u. ö.). Ein hauptamtliches Rabbinat ist seit dem 14. Jh. n.Chr. bekannt, mit den Aufgaben, das Lehrhaus zu leiten u. zivile Gerichtsbarkeit auszuüben. Seit dem 19. Jh. kommen geistliche Funktionen mit Predigt u. Seelsorge dazu. – Die rabbinische Literatur beinhaltet eine Frühform (2. Jh. v.Chr. – 1. Jh. n.Chr.), die für die Kenntnis des NT unentbehrlich ist. Nach der Zerstörung des Tempels 70 n.Chr. erwies sich eine mündliche Unterweisung in den Lebensnormen der Tora, gestützt auf die Bibel u. eine anerkannte Autorität, als notwendig, die Halacha (hebr. = der Wandel). In unterschiedlichen literarischen Gestaltungen (Gleichnissen, Legenden, Anekdoten) gibt die Haggada (hebr. = das Erzählende) die Interpretationen der nicht-normativen Bibelteile wieder. Die eingehende Interpretation des Pentateuch mit der Absicht der Rechtsbegründung heißt Midrasch (hebr. = Auslegung, Forschung). Ein Lehrer des 2. oder 3. Jh. n.Chr. sammelte aus der mündlichen Überlieferung das Gewohnheitsrecht, das in Israel nach dem Exil entstanden war, in der Mischna (hebr. = Wiederholung). Sie fand vom 3. bis 5. Jh. eine Erläuterung durch Gesetzeslehrer in der Gemara (hebr. = Gelerntes, Vollkommenes). Aus Mischna u. Gemara zusammen besteht der Talmud (hebr. = Studium, Lehre), dessen ältere, kürzere Version aus Palästina, die längere, jüngere aus Babylon stammt. Die Gegenwart Gottes inWort u. Geist, die Fragen der Gnade u. Gerechtigkeit, die Eschatologie bilden die besonderen Lehrinhalte, bei denen die hebräische Bibel einer ausführlichen Interpretation bedurfte. Um die Toragebote wurde ein ”Zaun“ vieler weiterer Weisungen errichtet, um so die Übertretung der Tora zu erschweren.
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